Dezentrale Prognosemärkte gewinnen im Zuge der Blockchain-Entwicklung zunehmend an Bedeutung, weil sie die Einschätzung kollektiver Erwartungen ermöglichen. Immer mehr Nutzer interessieren sich dafür, wie sich Wahrscheinlichkeiten zu politischen, wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Ereignissen abbilden lassen. Eine innovative Plattform, die diese Entwicklung vorantreibt und Prognosemärkte für die breite Öffentlichkeit zugänglich macht, ist Polymarket. Das Geschäftsmodell des Unternehmens basiert auf der Ethereum-Blockchain. Nutzer können auf verschiedene Ereignisse aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Sport oder Unterhaltung wetten, indem sie Anteile an bestimmten Ausgängen erwerben. Anders als traditionelle Wettanbieter setzt Polymarket auf die Weisheit der Masse: Der Preis eines Event-Tokens ergibt sich direkt aus Angebot und Nachfrage. Somit bildet der Markt die kollektive Erwartungshaltung der Teilnehmer zu einem bestimmten Ereignis ab.
Um die Integrität der Märkte zu sichern, nutzt Polymarket sogenannte „Oracles“, die nach dem Eintritt eines Ereignisses das tatsächliche Ergebnis aus externen, vertrauenswürdigen Quellen bestätigen. Die Plattform arbeitet mit dem Polygon-Netzwerk, einer Layer-2-Lösung für Ethereum, um schnelle und günstige Transaktionen zu ermöglichen. Die Teilnahme auf Polymarket erfordert eine Krypto-Wallet, meist MetaMask, und den Umtausch von USDC (USD Coin), einem Stablecoin, der als Einsatzwährung dient.
Polymarket unterliegt keinen traditionellen Regulierungsbehörden, da das System dezentral aufgebaut ist. Allerdings sind Nutzer aus bestimmten Ländern, darunter die USA, von der Teilnahme ausgeschlossen oder unterliegen strengen Auflagen, da Prognosemärkte dort teilweise als Glücksspiel eingestuft werden. Die Plattform betont, dass sie nicht als klassischer Buchmacher agiert, sondern einen freien Informationsmarkt schaffen will, auf dem Wahrscheinlichkeiten gehandelt werden.
Die große Beliebtheit von Polymarket rührt daher, dass Nutzer sehr aktuelle Fragestellungen finden und direkt partizipieren können, zum Beispiel zur US-Präsidentschaftswahl, Inflationszahlen oder Sportereignissen. Auch Märkte zu Forschungsergebnissen, KI-Entwicklung oder globale Krisen sind vertreten. Das System gilt als transparenter als klassische Buchmacher, da alle Transaktionen auf der Blockchain öffentlich einsehbar sind. Kritiker warnen jedoch vor möglichen Risiken durch mangelnde Regulierung und spekulatives Verhalten. Polymarket bleibt ein spannendes Beispiel für den Wandel von Informations- und Wettmärkten durch Blockchain-Technologie.
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Inhalt
- 1 Unternehmenssitz ist Manhattan, New York, die rechtliche Registrierung ist auf den Britischen Jungferninseln
- 2 Polymarket in Deutschland ist das legal?
- 3 Liefern Wettplattformen wie Polymarket bessere Wahlprognosen als Umfragen?
- 4 US-Wahl 2024
- 5 FAQ
- 5.1 Wie funktionieren Prognosemärkte wie Polymarket bei der US-Wahl?
- 5.2 Worin unterscheiden sich Prognosemärkte und klassische Umfragen?
- 5.3 Warum lagen die Wettmärkte bei der US-Wahl 2024 teilweise präziser als die Umfragen?
- 5.4 Ist Polymarket in Deutschland legal nutzbar?
- 5.5 Welche Risiken bestehen bei der Nutzung von Prognosemärkten aus Deutschland?
Unternehmenssitz ist Manhattan, New York, die rechtliche Registrierung ist auf den Britischen Jungferninseln
Polymarket weist eine besondere Unternehmensstruktur auf: Während das operative Geschäft und das Team in Manhattan, New York City, angesiedelt sind, erfolgt die rechtliche Registrierung über Blockratize Inc. auf den Britischen Jungferninseln. Diese Kombination ist bei vielen Krypto-Plattformen üblich, da sie Vorteile hinsichtlich Regulierung und Steuern bietet. So ermöglicht Polymarket sowohl internationale Geschäftstätigkeit als auch einen festen Standort für Entwicklung und Management in den USA. Die Plattform selbst weist auf ihrer Website auf diese Registrierung und die damit verbundenen regulatorischen Rahmenbedingungen hin.
Die Website blockratize.com enthält keinerlei Informationen und besteht ausschließlich aus einer leeren Seite ohne Impressum, Kontaktangaben oder Unternehmensdetails. Für Nutzer ergibt sich daraus, dass sämtliche relevanten Angaben, Inhalte und Funktionen ausschließlich direkt über die eigentliche Plattform Polymarket bereitgestellt werden. Eine eigenständige Informationsquelle stellt blockratize.com damit nicht dar.
Polymarket in Deutschland ist das legal?
Prognosemärkte auf Blockchain-Basis gewinnen weltweit an Bedeutung, weil sie eine neuartige Form der kollektiven Erwartungsbildung ermöglichen. Die Plattform Polymarket gehört zu den bekanntesten Anbietern in diesem Bereich. In Deutschland steht die Nutzung solcher Dienste allerdings vor erheblichen rechtlichen Hürden. Grund dafür sind die strengen Glücksspiel- und Finanzmarktregulierungen, die auf dem deutschen Markt gelten. Prognosemärkte, bei denen Teilnehmer mit Kryptowährungen auf den Ausgang von Ereignissen setzen, könnten in Deutschland grundsätzlich als Glücksspiele oder Finanzwetten eingestuft werden. Deshalb dürfte für den Betrieb eine entsprechende Lizenz erforderlich sein, die Polymarket nach derzeitigem Stand nicht besitzt.
Die BaFin überwacht sowohl Glücksspiele als auch Finanzdienstleistungen mit Bezug zu Kryptowährung sehr genau. Plattformen ohne Zulassung könnten unter das Verbot des unerlaubten Glücksspiels fallen und werden daher häufig blockiert. Aus diesem Grund setzt Polymarket Geoblocking ein, sodass Zugriffe aus Deutschland, Österreich und der Schweiz technisch unterbunden werden. Wer dennoch versucht, mit technischen Hilfsmitteln wie VPN auf Polymarket zuzugreifen, bewegt sich rechtlich vermutlich in einer Grauzone und könnte sich im Ernstfall strafbar machen. Zwar ist der Abruf öffentlicher Informationen und Marktdaten weiterhin möglich, doch die aktive Teilnahme an Wetten, der Handel mit Marktanteilen und das Hinterlegen von Einsätzen dürfte in Deutschland nach aktueller Rechtslage nicht erlaubt sein.
Im internationalen Vergleich gibt es Länder, die eine offenere Regulierung verfolgen, sodass Prognosemärkte legal genutzt werden können. In Deutschland dürfte die Nutzung von Polymarket jedoch weiterhin unzulässig bleiben, solange keine entsprechende Lizenz vorliegt und die Plattform die deutschen Vorgaben nicht umsetzt. Wer Prognosemärkte nutzen möchte, sollte die aktuelle Rechtslage genau prüfen und nur auf seriöse, zugelassene Anbieter setzen. Insbesondere bei Blockchain-basierten Plattformen wie Polymarket gelten hohe Anforderungen an Transparenz, Regulierung und Nutzerschutz.
Details
Für Polymarket könnten mehrere der genannten gesetzlichen Regelungen greifen, sobald das Angebot sich an deutsche Nutzer richtet oder aus Deutschland darauf zugegriffen wird. Die wichtigsten Punkte, die auf Polymarket zutreffen könnten, sind:
Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV 2021)
Polymarket bietet Prognosemärkte an, bei denen Nutzer mit Kryptowährungen auf den Ausgang von Ereignissen setzen. Nach deutschem Recht kann das als Glücksspiel oder Finanzwette gelten, wenn Einsätze und Gewinnausschüttungen möglich sind. Polymarket besitzt jedoch keine deutsche Lizenz und erfüllt die Voraussetzungen des GlüStV nicht. Deshalb dürfte das Angebot aus deutscher Sicht als unerlaubtes Online-Glücksspiel eingestuft werden.
§ 284 StGB (unerlaubtes Glücksspiel)
Wer als Betreiber oder Nutzer ohne behördliche Erlaubnis an einem solchen Markt teilnimmt, könnte sich strafbar machen. Das betrifft auch Plattformen mit Sitz im Ausland, wenn sich das Angebot faktisch auf den deutschen Markt richtet oder von Deutschland aus genutzt werden kann.
BaFin-Aufsicht (KWG, ZAG):
Da Polymarket auf Basis von Kryptowährungen arbeitet und Finanztransaktionen abwickelt, können je nach Ausgestaltung auch Finanzaufsichtsregeln greifen. Die Plattform ist jedoch nicht von der BaFin lizenziert.
Geoblocking und TMG:
Polymarket nutzt Geoblocking, um den Zugang aus Deutschland zu verhindern, und erfüllt damit formale Anforderungen nach dem Telemediengesetz und der EU-Geoblocking-Verordnung.
Zusammengefasst:
Polymarket besitzt keine Lizenz in Deutschland und dürfte daher als unerlaubtes Glücksspielangebot einzustufen sein. Die Teilnahme durch Nutzer aus Deutschland könnte gegen geltende Gesetze verstoßen und rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Sämtliche einschlägigen deutschen Vorschriften zur Regulierung, zu Strafnormen und zum Spielerschutz könnten auf Polymarket anwendbar sein, sofern das Angebot auf deutsche Nutzer ausgerichtet ist oder von diesen genutzt wird.
Liefern Wettplattformen wie Polymarket bessere Wahlprognosen als Umfragen?
Meinungsumfragen und Wettplattformen wie Polymarket haben in der Vergangenheit unterschiedliche Ergebnisse bei der Vorhersage von Wahlen gezeigt. Insbesondere bei der US-Präsidentschaftswahl 2024 traten Probleme bei der Genauigkeit traditioneller Prognosen auf. Meinungsumfragen erfassen oft Trends und Präferenzen der Wähler, haben jedoch Schwächen bei der Repräsentativität und Anpassung an kurzfristige Entwicklungen. Ein Beispiel hierfür ist die Wahl 2024, bei der viele Umfragen die tatsächliche Wählerstimmung nicht korrekt widerspiegelten.
Die Hauptprobleme liegen in sozial erwünschten Antworten, einer unzureichenden Erfassung bestimmter Wählergruppen und regionalen Schwankungen. Diese Faktoren führten dazu, dass Umfragen nicht immer die tatsächlichen Ergebnisse vorhersagen konnten. Zudem benötigen Umfrageinstitute Zeit, um Daten zu sammeln und zu analysieren, wodurch sie oft hinter aktuellen Entwicklungen zurückblieben.
Im Gegensatz dazu boten Wettplattformen wie Polymarket eine dynamischere Alternative. Hier spiegelten die Quoten die kollektiven Einschätzungen vieler Marktteilnehmer wider, die auf öffentlich zugängliche Informationen, rationale Erwartungen und gelegentlich Insiderwissen basierten. Wettmärkte passten sich schneller an neue Ereignisse an und konnten in einigen Fällen präzisere Vorhersagen liefern. Die höhere Genauigkeit erklärt sich durch die Integration vielfältiger Perspektiven und die Fähigkeit, auf neue Daten in Echtzeit zu reagieren.
Dennoch sind auch Wettmärkte nicht unfehlbar. Sie können durch Fehlinformationen, irrationale Entscheidungen oder Herdentriebe beeinflusst werden. Zusammenfassend zeigen diese Unterschiede, dass sowohl Umfragen als auch Wettplattformen Vor- und Nachteile haben, wobei letztere oft flexibler und genauer auf kurzfristige Entwicklungen reagieren.
Die Redaktion nutzt Polymarket zur Prognose bei der Fed rate cut
US-Wahl 2024
Als Beispiel soll hier die US-Wahl in 2024 analysiert werden.
Wettplattform Polymarket
Bei der Wahl des US-Präsidenten 2024 haben die Umfrage-Prognosen das Ergebnis schlecht abgebildet, bzw. die Prognosen lagen bis zum Schluss daneben. Dagegen waren die Wetten auf den Wahlgewinner auf Plattformen wie z. B. polymarket.com und kalshi.com ziemlich präzise (Abbildung 2). Die Kluft zwischen den Wettmärkten, die Trump durchweg vorne sahen, und den eng beieinander liegenden Meinungsumfragen, Nachrichtenberichten und Experten, die einen knappen Wahlkampf vorhersagten, warf während des Wahlkampfs Fragen zur Zuverlässigkeit der Prognosen der Wettplattformen auf.
Abb. 1: Auf Polymarket lag Trump schon Wochen vor der Wahl deutlich vor Harris. Quelle: polymarket.com
Im Gegensatz dazu boten Wettplattformen wie Polymarket eine dynamischere Alternative. Hier spiegelten die Quoten die kollektiven Einschätzungen vieler Marktteilnehmer wider, die auf öffentlich zugängliche Informationen, rationale Erwartungen und gelegentlich Insiderwissen basierten. Wettmärkte passten sich schneller an neue Ereignisse an und konnten in einigen Fällen präzisere Vorhersagen liefern. Die höhere Genauigkeit erklärt sich durch die Integration vielfältiger Perspektiven und die Fähigkeit, auf neue Daten in Echtzeit zu reagieren.
Dennoch sind auch Wettmärkte nicht unfehlbar. Sie können durch Fehlinformationen, irrationale Entscheidungen oder Herdentriebe beeinflusst werden. Zusammenfassend zeigen diese Unterschiede, dass sowohl Umfragen als auch Wettplattformen Vor- und Nachteile haben, wobei letztere oft flexibler und genauer auf kurzfristige Entwicklungen reagieren.
New York Times Umfragen stellvertreten für die gesamte Branche
In der Abbildung 3 sind die Wahlumfragen der New York Times von August bis zum 5. November, dem Wahltag dargestellt. Laut der letzten Umfrageprognose am Wahltag führte Harris mit 49% zu 48% vor Trump.
Abb. 2: Wahlumfragen der New York Times zur US-Präsidentenwahl am 5. November 2024. Quelle: nytimes.com
FAQ
Wie funktionieren Prognosemärkte wie Polymarket bei der US-Wahl?
Prognosemärkte wie Polymarket ermöglichen es, Anteile auf den Ausgang bestimmter Ereignisse – etwa den Wahlsieg eines Kandidaten – zu handeln. Die Quoten spiegeln die kollektiven Erwartungen vieler Marktteilnehmer wider und reagieren dynamisch auf neue Informationen sowie aktuelle Entwicklungen.
Worin unterscheiden sich Prognosemärkte und klassische Umfragen?
Während Umfragen Stimmungsbilder auf Basis von Befragungen abbilden, integrieren Prognosemärkte wie Polymarket kontinuierlich Marktpreise, die auf Handlungen zahlreicher Nutzer beruhen. Diese Märkte reagieren häufig schneller auf Nachrichten, Analysen und Echtzeitdaten, sodass gelegentlich eine größere Genauigkeit bei der Vorhersage politischer Ereignisse erreicht werden kann.
Warum lagen die Wettmärkte bei der US-Wahl 2024 teilweise präziser als die Umfragen?
Die höhere Präzision vieler Prognosemärkte lässt sich durch die Zusammenführung vielfältiger Perspektiven und rationaler Einschätzungen erklären. Teilnehmer berücksichtigen nicht nur aktuelle Informationen, sondern auch eigene Analysen oder Expertenwissen. Dadurch können Quoten auf Plattformen wie Polymarket politische Trends manchmal besser abbilden als klassische Meinungsumfragen.
Ist Polymarket in Deutschland legal nutzbar?
Nach aktueller Rechtslage dürfte die Teilnahme an Polymarket für Nutzer mit Wohnsitz in Deutschland nicht zulässig sein. Das Angebot könnte unter das deutsche Glücksspielrecht fallen und eine spezielle Zulassung erfordern, die nach derzeitigem Stand nicht vorliegt. Die Plattform selbst blockiert Zugriffe aus Deutschland und verweist auf die geltenden gesetzlichen Vorgaben.
Welche Risiken bestehen bei der Nutzung von Prognosemärkten aus Deutschland?
Der Handel auf nicht lizenzierten Plattformen könnte gegen deutsche Gesetze verstoßen. Wer versucht, technische Sperren zu umgehen, bewegt sich möglicherweise in einer rechtlichen Grauzone und muss mit Konsequenzen rechnen. Es empfiehlt sich grundsätzlich, ausschließlich regulierte und zugelassene Anbieter zu nutzen.
Dr. Ulrich Fielitz ist unabhängiger Finanzanalyst und Betreiber von kostenlos.com.
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