Aktuell: Die SPD-CDU Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag auf die Frührente verständigt. Danach soll: Ab dem 1. Januar 2026 soll mit der sogenannten Frühstart-Rente ein neues Modell zur Förderung der Altersvorsorge für Kinder eingeführt werden. Geplant ist, für alle Kinder, die zwischen dem sechsten und dem 18. Lebensjahr eine Schule oder andere Bildungseinrichtung in Deutschland besuchen, monatlich zehn Euro in ein persönliches Altersvorsorgedepot einzuzahlen. Dieses Depot basiert auf einem kapitalgedeckten Prinzip und wird von privaten Anbietern verwaltet.
Nach Vollendung des 18. Lebensjahres besteht die Möglichkeit, das angesparte Kapital durch freiwillige Einzahlungen weiter aufzustocken – bis zu einem festgelegten Jahresbetrag. Die Erträge, die während der gesamten Laufzeit im Depot entstehen, sollen bis zum Eintritt in den Ruhestand steuerfrei bleiben. Gleichzeitig ist das eingezahlte Vermögen vor staatlichem Zugriff geschützt. Eine Auszahlung erfolgt ausschließlich bei Erreichen der gesetzlichen Regelaltersgrenze. Mit diesem Modell soll frühzeitig ein finanzielles Polster für den Ruhestand aufgebaut werden – unabhängig von der Entwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung.
Der Stand Anfang April 2025
Die finanzielle Absicherung im Alter ist seit Jahren ein zentrales Thema der deutschen Sozialpolitik. Angesichts der demografischen Entwicklung und der Belastung des umlagefinanzierten Rentensystems gewinnt die private Vorsorge zunehmend an Bedeutung. Ein neuer Ansatz in dieser Debatte ist, neben der Aktivrente, die sogenannte Frühstart-Rente, ein Konzept der CDU, das bereits im Kindesalter ansetzt und langfristigen Vermögensaufbau ermöglichen soll. Ein Ratgeber für Eltern und Kinder
Die Idee dahinter: Der Staat zahlt für jedes in Deutschland geborene Kind monatlich zehn Euro in ein persönliches Kapitalmarktdepot. Die Einzahlungen sollen ab Geburt beginnen und bis zum 18. Lebensjahr erfolgen. Insgesamt würden sich dadurch 2.160 Euro an staatlicher Förderung ansammeln. Dieses Kapital wird über Jahrzehnte hinweg am Kapitalmarkt investiert – breit gestreut, langfristig und kostengünstig. Bis zum regulären Renteneintritt soll das Geld vollständig gesperrt bleiben, also nicht für Bildung, Konsum oder Immobilienkäufe genutzt werden dürfen. Auch die Kapitalerträge sollen steuerfrei bleiben.
Ziel der Frühstart-Rente ist es, einen zusätzlichen Baustein zur gesetzlichen Rente zu schaffen, der früh beginnt, staatlich unterstützt und generationengerecht aufgebaut ist. Anders als bei der Aktienrente, die aus dem Bundeshaushalt finanziert wird und kollektiv wirkt, steht bei der Frühstart-Rente der individuelle Vermögensaufbau im Mittelpunkt. Kinder aus allen gesellschaftlichen Schichten sollen profitieren – unabhängig vom Einkommen der Eltern. So wird die Chance auf Kapitalbildung breiter gestreut und das Verständnis für Sparen und langfristige Anlage schon früh gefördert.
Empfehlung: Rentenerhöhung 2025, Rentenpunkt 2025
Die Motivation zur Frühstart-Rente
Die politische Motivation hinter dem Konzept liegt nicht zuletzt in der Reaktion auf sinkende Rentenniveaus und die Angst vieler junger Menschen vor Altersarmut. CDU-Chef Friedrich Merz betont, dass die Frühstart-Rente kein Ersatz für die gesetzliche Rente sei, sondern ein zusätzliches Element in einem modernen, mehrsäuligen Rentensystem. Langfristig könnten junge Menschen durch den Zinseszinseffekt ein beträchtliches Vermögen aufbauen. Beispielrechnungen gehen – bei einer angenommenen jährlichen Rendite von sechs Prozent – von einem Endvermögen von über 36.000 Euro aus, wenn die Frühstart-Rente bis zum Alter von 67 unangetastet bleibt.
Finanziert werden soll das Modell über den Bundeshaushalt. Bei rund 800.000 Geburten jährlich würde der Staat etwa 96 Millionen Euro pro Jahr investieren – eine überschaubare Summe im Vergleich zu anderen staatlichen Transferleistungen. Auch wenn das Modell freiwillig sein könnte, wäre eine automatische Teilnahme mit Opt-out-Option denkbar. Dadurch könnten Verwaltungsaufwand und Teilnahmerisiken reduziert werden.
Kritiker verweisen auf mögliche Ungleichheiten durch unterschiedliche Anlageerfolge oder die Abhängigkeit von langfristigen Kapitalmarktrenditen. Befürworter hingegen betonen die Bildung eines generationenübergreifenden Bewusstseins für Eigenverantwortung und Vorsorge. Wichtig sei in jedem Fall eine professionelle Verwaltung der Kapitalanlagen, beispielsweise durch einen öffentlich-rechtlichen Fonds oder eine neutrale Plattform, um Risiken zu minimieren und das Vertrauen in das Modell zu stärken.
Die Frühstart-Rente stellt somit einen innovativen und langfristig angelegten Vorschlag dar, der mehrere Ziele gleichzeitig verfolgt: frühzeitiger Einstieg in die Altersvorsorge, staatliche Unterstützung des privaten Vermögensaufbaus und finanzielle Bildung ab der Kindheit. Ob und wann das Modell politisch umgesetzt wird, bleibt abzuwarten – doch es ist ein deutliches Zeichen, dass die Debatte über neue Wege in der Altersvorsorge an Tiefe gewinnt.
Modellrechnung
Die Redaktion hat eine Modellrechnung für das aufgelaufende Kapital für verschiedene Verzinsungen durchgeführt (Tabelle 1). Der staatlich geförderte Kapitalaufbau im Rahmen der Frühstart-Rente beginnt zum 1. Januar 2026 mit monatlichen Einzahlungen von je 10 Euro in ein persönliches Depot eines Kindes.
Das Modell zur Frühstart-Rente zeigt deutlich, wie entscheidend der Einfluss der Rendite auf die Entwicklung eines langfristigen Altersvorsorgedepots ist. Betrachtet man die Ergebnisse über den Zeitraum von insgesamt 13 Jahren, vom 6. bis zum 18. Lebensjahr eines Kindes, ergeben sich signifikante Unterschiede je nach Renditeniveau.
Tabelle 1: Modellierung zum Kapitalaufbau der Frühstart-Rente bei. Entwicklung über Zeit bei verschiedener Verzinsung. Beträge jeweils zum Jahresende
Lebensjahr | Depot-Jahr | Rendite 1% | Rendite 2% | Rendite 3% | Rendite 4% | Rendite 5% | Rendite 6% | Rendite 7% | Rendite 8% |
6 | 1 | 121 | 121 | 122 | 123 | 123 | 124 | 125 | 125 |
7 | 2 | 243 | 245 | 248 | 250 | 253 | 256 | 258 | 261 |
8 | 3 | 366 | 371 | 377 | 383 | 389 | 395 | 402 | 408 |
9 | 4 | 490 | 500 | 511 | 521 | 532 | 544 | 555 | 567 |
10 | 5 | 616 | 632 | 648 | 665 | 683 | 701 | 720 | 740 |
11 | 6 | 742 | 766 | 790 | 815 | 841 | 868 | 897 | 926 |
12 | 7 | 870 | 902 | 936 | 971 | 1.007 | 1.046 | 1.086 | 1.129 |
13 | 8 | 1.000 | 1.042 | 1.086 | 1.133 | 1.182 | 1.234 | 1.289 | 1.348 |
14 | 9 | 1.131 | 1.184 | 1.241 | 1.302 | 1.366 | 1.435 | 1.507 | 1.585 |
15 | 10 | 1.263 | 1.329 | 1.401 | 1.477 | 1.559 | 1.647 | 1.741 | 1.842 |
16 | 11 | 1.396 | 1.478 | 1.565 | 1.660 | 1.762 | 1.873 | 1.991 | 2.120 |
17 | 12 | 1.531 | 1.629 | 1.735 | 1.851 | 1.976 | 2.112 | 2.260 | 2.421 |
18 | 13 | 1.667 | 1.783 | 1.910 | 2.049 | 2.200 | 2.366 | 2.548 | 2.747 |
Die Entwicklung des Altersvorsorgedepots im Rahmen der Frühstart-Rente zeigt deutlich den Einfluss der Rendite auf den Endbetrag nach 13 Jahren.
Bei einer jährlichen Verzinsung von nur 1 Prozent ergibt sich ein Depotwert von 1.667 Euro. Bereits bei 2 Prozent Rendite steigt der Betrag auf 1.783 Euro. Mit 3 Prozent Rendite wächst das Guthaben weiter auf 1.910 Euro. Eine Verzinsung von 4 Prozent führt zu einem Endwert von 2.049 Euro, bei 5 Prozent erhöht sich dieser auf 2.200 Euro. Noch deutlicher werden die Unterschiede bei höheren Renditen: 6 Prozent ergeben 2.366 Euro, während bei 7 Prozent bereits 2.548 Euro erreicht werden. Die höchste betrachtete Verzinsung von 8 Prozent führt schließlich zu einem Depotguthaben von 2.747 Euro. Damit zeigt sich, wie stark sich langfristig selbst kleine Renditeunterschiede durch den Zinseszinseffekt auf das Kapital auswirken.
Berechnungen sind auch mit dem online Prozentrechner möglich.