Digitale Vermögenswerte und innovative Zahlungssysteme erhalten in den Vereinigten Staaten seit einigen Jahren deutlich mehr Aufmerksamkeit. Sowohl Regulierungsbehörden als auch Unternehmen erkennen die strategische Bedeutung digitaler Währungen. Erst am 18. Juli 2025 wurde mit dem GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins Act) erstmals ein umfassendes, auf Bundesebene geltendes Gesetz für Stablecoins verabschiedet. Diese Entwicklung markiert einen Wendepunkt im Umgang mit Blockchain-basierten Finanzprodukten und spiegelt den Wandel im globalen Finanzsystem wider. Stablecoins gelten inzwischen als essenzielles Bindeglied zwischen klassischem Zahlungsverkehr und digitaler Ökonomie. Die Praxis hat gezeigt, dass bestehende Regelungen weder für Transparenz noch für einheitliche Mindeststandards sorgen konnten. Daher bestand erheblicher politischer und wirtschaftlicher Handlungsbedarf.
Das neue Gesetz verfolgt mehrere Ziele. Es soll das Vertrauen in digitale Zahlungsmittel stärken und gleichzeitig die Stabilität der gesamten Finanzarchitektur sichern. Die steigende Nutzung von Stablecoins, insbesondere für internationale Überweisungen, hat den Druck auf die Politik erhöht, klare Regeln zu schaffen. In vielen Fällen waren Anleger, Verbraucher und selbst institutionelle Marktteilnehmer erheblichen Unsicherheiten ausgesetzt. Der GENIUS Act greift diese Probleme auf und setzt neue Maßstäbe. Zentral ist die Anforderung, dass jede Einheit eines Stablecoins zu einhundert Prozent durch US-Dollar oder andere hochliquide Vermögenswerte gedeckt werden muss. Nur ausdrücklich lizenzierte Institute dürfen Stablecoins emittieren. Damit verhindert das Gesetz, dass unregulierte oder unseriöse Anbieter Marktrisiken schaffen.
Weiterhin gelten für Emittenten umfassende Prüf- und Berichtspflichten. Monatliche Offenlegungen der Reserven, regelmäßige Kontrollen durch unabhängige Wirtschaftsprüfer sowie die Einhaltung aller geldwäscherechtlichen Vorgaben sind vorgeschrieben. Darüber hinaus regelt das Gesetz den Marktzugang sowohl für inländische als auch für ausländische Anbieter. Auf diese Weise entsteht erstmals ein konsistenter und transparenter Ordnungsrahmen. Innovationen bleiben möglich, während das System deutlich widerstandsfähiger wird. Das neue Gesetz stärkt den US-Dollar im internationalen Zahlungsverkehr und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Anbieter. Nicht zuletzt könnte der GENIUS Act als Vorbild für ähnliche Regulierungsinitiativen in anderen Ländern dienen.
Empfehlung: Stablecoins Definition, ETH Rechner,
Inhalt
- 1 Wer darf Stablecoins ausgeben?
- 2 100 % Reservepflicht
- 3 Verbot: Stablecoins dürfen keine Zinsen oder Rendite bieten
- 4 Transparenz und Kontrolle
- 5 Regulatorischer Rahmen
- 6 Anlegerschutz und Risikobegrenzung
- 7 Strafen und Übergangsfristen
- 8 Bedeutung des Genius Act und Marktreaktionen
- 9 Kritiken
- 10 FAQ
- 11 Was ist der GENIUS Act auf Deutsch erklärt?
Wer darf Stablecoins ausgeben?
Der GENIUS Act gibt in den Vereinigten Staaten klare Antworten auf die Frage, welche Akteure Stablecoins ausgeben dürfen. Nur ausdrücklich zugelassene Institute dürfen sich an der Emission beteiligen. Eine zentrale Rolle spielen Banken und deren Tochtergesellschaften, da sie bereits unter strenger Aufsicht von Behörden wie der Federal Deposit Insurance Corporation oder dem Office of the Comptroller of the Currency stehen. Doch nicht nur Banken können als Emittenten auftreten. Auch bestimmte staatlich regulierte Finanzdienstleister sowie sogenannte Trust Companies dürfen Stablecoins herausgeben, wenn sie alle gesetzlichen Anforderungen des GENIUS Act vollständig erfüllen.
Jede Institution, die Stablecoins emittieren möchte, muss ein umfangreiches Zulassungsverfahren durchlaufen. Im Rahmen dieses Verfahrens prüft die zuständige Aufsicht, ob alle Auflagen erfüllt sind. Dazu zählt insbesondere die Pflicht, jede einzelne Stablecoin-Einheit zu 100 % mit US-Dollar oder besonders sicheren und liquiden Anlagen wie kurzfristigen US-Staatsanleihen zu hinterlegen. Darüber hinaus verlangt das Gesetz von allen Emittenten strenge Transparenzpflichten. Sie veröffentlichen regelmäßig Berichte zur Zusammensetzung der Reserven. Außerdem müssen unabhängige Wirtschaftsprüfer diese Angaben kontrollieren und bestätigen. Diese doppelte Kontrolle verhindert Missbrauch und fördert das Vertrauen in das System.
Auch für Nicht-Bank-Institute bietet das Gesetz eine Möglichkeit, sich als Emittent zu qualifizieren. Allerdings gelten für sie noch strengere Vorgaben. Sie legen dar, wie die Sicherheiten verwahrt werden. Gleichzeitig müssen sie nachweisen, dass ein lückenloses Risikomanagement existiert. Zudem verlangt der GENIUS Act von sämtlichen Emittenten, dass sie umfassende Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung etablieren. Hierzu zählt etwa die Durchführung von Identitätsprüfungen (KYC) und eine laufende Überwachung der Transaktionen.
Privatpersonen oder nicht zugelassene Unternehmen dürfen grundsätzlich keine Stablecoins herausgeben. Für ausländische Anbieter gilt: Sie können Stablecoins nur dann auf dem US-Markt emittieren, wenn sie die gleiche Zulassung wie US-Institute besitzen und sämtliche Anforderungen des GENIUS Act erfüllen. Dieser rechtliche Rahmen sorgt für faire Wettbewerbsbedingungen. Gleichzeitig profitieren Verbraucher, weil ausschließlich regulierte und überwachte Unternehmen Zugang zum Markt erhalten. Der GENIUS Act stärkt so das Vertrauen in digitale Zahlungssysteme und sichert die Stabilität des amerikanischen Finanzsystems nachhaltig ab.
Beispiele
Beispiele für Gruppen und Akteure, die laut GENIUS Act Stablecoins ausgeben dürfen:
1. Banken mit US-Lizenz
Große US-Banken und deren Tochtergesellschaften dürfen Stablecoins emittieren, wenn sie eine Zulassung als „permitted payment stablecoin issuer“ erhalten haben.
Beispiel: JPMorgan Chase (über die Blockchain-Tochter Onyx), BNY Mellon, Citibank.
2. Regulierte Finanzdienstleister / Trust Companies
Auch speziell regulierte Finanzdienstleister, etwa staatlich lizenzierte Trust Companies oder Zahlungsdienstleister, können die Zulassung beantragen.
Beispiel: Paxos Trust Company (Herausgeber von USDP und früher BUSD), State Street Digital.
3. Bestimmte Nicht-Bank-Institute mit Sonderlizenz
Technologieunternehmen oder FinTechs können als Emittenten auftreten, sofern sie alle Anforderungen erfüllen und eine entsprechende Lizenz erhalten.
Beispiel: Circle Internet Financial (Herausgeber von USD Coin – USDC), sofern nach GENIUS Act neu lizenziert.
Wichtig: Privatpersonen, nicht regulierte Start-ups oder anonyme Projekte sind ausgeschlossen. Auch Unternehmen mit Sitz außerhalb der USA dürfen nur dann am US-Markt Stablecoins ausgeben, wenn sie eine explizite US-Zulassung nach dem GENIUS Act erhalten.
100 % Reservepflicht
Die 100 % Reservepflicht stellt einen zentralen Pfeiler des GENIUS Act dar und markiert einen klaren Paradigmenwechsel im Umgang mit Stablecoins auf dem US-Markt. Während in der Vergangenheit häufig unzureichende Sicherheiten oder Intransparenz bei den Reservehaltungen von Stablecoin-Emittenten zu Verunsicherung geführt hatten, soll diese neue Regelung systemische Risiken wirksam begrenzen und das Vertrauen von Investoren, Nutzern sowie Aufsichtsbehörden dauerhaft stärken. Die Vorschrift verpflichtet jeden Emittenten, für jede ausgegebene Stablecoin-Einheit jederzeit eine vollständige und unmittelbar verfügbare Deckung durch US-Dollar oder gleichwertige, hochliquide Vermögenswerte vorzuhalten. Damit unterscheidet sich das Modell klar von Ansätzen, bei denen eine teilweise oder variable Besicherung möglich war.
Die gesetzlichen Vorgaben definieren präzise, welche Vermögenswerte für die Reservedeckung zulässig sind. Neben klassischen US-Dollar-Beständen werden auch kurzfristige US-Staatsanleihen, Bargeldguthaben bei regulierten Banken und erstklassige Geldmarktfonds akzeptiert, sofern sie jederzeit liquidiert werden können. Ein wesentliches Ziel dieser strikten Auswahl ist es, Markt- und Kreditrisiken auf ein Minimum zu reduzieren. Darüber hinaus untersagt der GENIUS Act ausdrücklich die Aufnahme von risikoreichen oder schwer bewertbaren Assets, etwa Unternehmensanleihen oder Kryptowährungen, in den Reservebestand. Dies verhindert, dass Kursschwankungen oder Zahlungsausfälle die Stabilität der Stablecoins gefährden.
Neben der qualitativen Begrenzung legt das Gesetz auch Wert auf umfassende Transparenz und laufende Kontrolle. Emittenten sind verpflichtet, die Zusammensetzung ihrer Reserven monatlich zu veröffentlichen. Die Angaben müssen durch unabhängige Wirtschaftsprüfer geprüft und bestätigt werden. Diese Berichte sind sowohl für Regulierungsbehörden als auch für die Öffentlichkeit zugänglich. So entsteht ein Höchstmaß an Nachvollziehbarkeit, das Vertrauen und Glaubwürdigkeit fördert. Bei Verstößen gegen die 100 % Reservepflicht drohen empfindliche Sanktionen, einschließlich Lizenzentzug, hohen Bußgeldern und im Extremfall sogar strafrechtlichen Konsequenzen.
Die 100 % Reservepflicht sorgt dafür, dass Einlöser von Stablecoins jederzeit Anspruch auf Auszahlung des vollen Gegenwerts besitzen. Sie schützt Verbraucher vor Liquiditätsengpässen, erhöht die Stabilität des gesamten Sektors und setzt international neue Maßstäbe für die Regulierung digitaler Zahlungssysteme. Letztlich trägt sie dazu bei, Stablecoins als verlässliche Brücke zwischen klassischem Finanzwesen und digitaler Innovation zu etablieren und damit die Widerstandsfähigkeit und Integrität des Marktes nachhaltig zu stärken.
Verbot: Stablecoins dürfen keine Zinsen oder Rendite bieten
Das im GENIUS Act verankerte Verbot, Stablecoins mit Zinsen oder sonstigen Renditeversprechen auszugeben, stellt eine grundlegende regulatorische Maßnahme für den US-Markt dar. Die Zielrichtung dieser Vorgabe ist eindeutig: Stablecoins sollen als reine Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel fungieren und dürfen keine Ähnlichkeit zu klassischen verzinsten Anlageprodukten entwickeln. Durch diese Regelung grenzt der Gesetzgeber Stablecoins klar von traditionellen Bankeinlagen oder Investmentfonds ab, denn anders als dort dürfen Nutzer weder eine Verzinsung noch Bonusprogramme oder sonstige laufende Renditen erwarten.
Das Zinsverbot dient vor allem dem Verbraucherschutz und der Integrität des Finanzsystems. Sobald Anbieter mit Zinsversprechen oder Bonusmodellen werben, besteht die Gefahr, dass Nutzer Stablecoins als Ersatz für Spar- oder Anlageprodukte missverstehen. Damit würden neue, schwer kontrollierbare Risiken entstehen, weil Emittenten versuchen könnten, zur Erwirtschaftung von Renditen risikoreiche oder illiquide Assets in ihre Reservebestände aufzunehmen. Der GENIUS Act verhindert dieses Szenario ausdrücklich, indem er jede Art von Vergütung auf gehaltene Stablecoins untersagt. Er verbietet zudem, Erträge aus der Verwaltung der Reservebestände direkt oder indirekt an die Halter auszuschütten.
Für die Praxis bedeutet das Zinsverbot, dass Stablecoins ausschließlich dem Zahlungsverkehr dienen sollen. Emittenten dürfen keinerlei finanzielle Anreize für das bloße Halten der Token gewähren. Auch die Weitergabe von Erträgen aus kurzfristigen Geldanlagen, in denen die Reserven deponiert werden, ist untersagt. Das Verbot stellt sicher, dass Stablecoins keine Konkurrenz zu klassischen Bankprodukten darstellen und vermeidet eine Vermischung von Zahlungsfunktion und Kapitalanlage. Im Ergebnis erhöht diese Regulierung die Transparenz, reduziert Anreize für risikoreiches Verhalten und sorgt dafür, dass Stablecoins als stabile und verlässliche Zahlungsmittel genutzt werden.
Transparenz und Kontrolle
Transparenz und Kontrolle bilden zentrale Säulen des GENIUS Act und sind entscheidend für das Vertrauen in den Stablecoin-Markt. Während die Vergangenheit immer wieder Schwächen bei der Offenlegung von Reserven und Strukturen aufzeigte, verpflichtet das neue Gesetz Emittenten zu umfassender Offenheit und regelmäßiger Überprüfung. Für alle zugelassenen Anbieter gilt, dass die Zusammensetzung der Reserven mindestens einmal monatlich offengelegt werden muss. Diese Angaben müssen von unabhängigen Wirtschaftsprüfern kontrolliert und durch eine öffentliche Bestätigung dokumentiert werden. Die Veröffentlichung erfolgt sowohl gegenüber den Aufsichtsbehörden als auch gegenüber der interessierten Öffentlichkeit, sodass Marktteilnehmer und Nutzer jederzeit Einblick in die Sicherheit der jeweiligen Stablecoin erhalten.
Neben der regelmäßigen Offenlegung spielt die externe Kontrolle eine tragende Rolle. Die Wirtschaftsprüfer untersuchen nicht nur, ob ausreichende Deckungsmittel vorhanden sind, sondern bewerten auch die Qualität und Liquidität der hinterlegten Vermögenswerte. Dabei kommen strenge Bewertungsmaßstäbe zur Anwendung, um jegliche Risiken für Einlöser und das Finanzsystem zu minimieren. Sollte ein Emittent die Vorgaben verletzen oder Mängel in der Berichterstattung auftreten, können Aufsichtsbehörden sofort einschreiten. Sanktionen reichen von Bußgeldern über die Einschränkung der Geschäftstätigkeit bis hin zum vollständigen Lizenzentzug.
Die Kontrolle endet jedoch nicht bei den Reserven. Auch die Einhaltung aller geldwäscherechtlichen Anforderungen sowie der Schutz vor betrügerischen Aktivitäten stehen unter ständiger Beobachtung. Hier greifen umfassende Melde-, Identifizierungs- und Sorgfaltspflichten. Zusammen schaffen Transparenz und Kontrolle ein stabiles Fundament für den Markt. Sie stärken das Vertrauen von Nutzern und Regulierern gleichermaßen und setzen internationale Maßstäbe für die Überwachung digitaler Zahlungssysteme. Auf diese Weise wird nicht nur die Stabilität des Systems gesichert, sondern auch die weitere Entwicklung und Akzeptanz von Stablecoins nachhaltig gefördert.
Regulatorischer Rahmen
Der regulatorische Rahmen des GENIUS Act definiert verbindliche Standards für die Ausgabe und Verwaltung von Stablecoins in den Vereinigten Staaten. Im Mittelpunkt steht das Ziel, Rechtssicherheit für Anbieter und Nutzer zu schaffen und den Markt vor Missbrauch oder Instabilität zu schützen. Der Gesetzgeber legt exakt fest, welche Anforderungen Stablecoin-Emittenten erfüllen müssen, bevor sie eine Lizenz erhalten. Dazu gehört unter anderem der Nachweis einer vollständigen Deckung aller ausgegebenen Einheiten durch liquide US-Dollar oder gleichwertige Vermögenswerte. Ebenso sind regelmäßige Prüfungen der Reservebestände sowie umfassende Berichtspflichten vorgeschrieben.
Der regulatorische Rahmen unterscheidet zwischen verschiedenen Emittententypen. Banken, regulierte Finanzdienstleister und ausgewählte Nicht-Bank-Institute dürfen unter strengen Bedingungen als „permitted payment stablecoin issuer“ auftreten. Alle zugelassenen Anbieter unterliegen entweder der Aufsicht durch Bundesbehörden wie das Office of the Comptroller of the Currency und die Federal Deposit Insurance Corporation oder durch speziell autorisierte Landesbehörden. Auch ausländische Anbieter, die am US-Markt aktiv werden möchten, müssen diese Anforderungen erfüllen und sich dem amerikanischen Regulierungsregime unterstellen. Dadurch entstehen einheitliche Wettbewerbsbedingungen und ein konsistentes Schutzniveau für alle Marktteilnehmer.
Ein weiterer Aspekt betrifft die laufende Überwachung. Regulierungsbehörden erhalten weitreichende Kontroll- und Durchsetzungsrechte. Sie können Berichte einfordern, Prüfungen anordnen und bei Verstößen einschreiten. Der regulatorische Rahmen verlangt zudem die Einhaltung umfangreicher Vorgaben zur Geldwäschebekämpfung und zur Prävention von Terrorismusfinanzierung. Zusätzlich sind Maßnahmen zum Verbraucherschutz, zur Verhinderung von Marktmanipulation und zur Offenlegung aller relevanten Informationen festgelegt.
Im Ergebnis entsteht ein mehrstufiges Kontrollsystem, das Innovation und Wettbewerb zulässt, aber auch einen hohen Schutz für Verbraucher und das Finanzsystem gewährleistet. Der GENIUS Act positioniert die Vereinigten Staaten damit als Vorreiter einer verantwortungsvollen und zukunftsfähigen Stablecoin-Regulierung und gibt internationalen Anbietern einen klaren Ordnungsrahmen für den Zugang zum US-Markt vor.
Anlegerschutz und Risikobegrenzung
Anlegerschutz und Risikobegrenzung nehmen im GENIUS Act eine zentrale Stellung ein und gehören zu den wichtigsten Zielen des neuen Regulierungsrahmens für Stablecoins in den Vereinigten Staaten. Die Gesetzgebung geht davon aus, dass ein hohes Maß an Sicherheit und Transparenz unerlässlich ist, um das Vertrauen von Verbrauchern, Investoren und institutionellen Marktteilnehmern zu gewinnen und dauerhaft zu sichern. Deshalb sieht der GENIUS Act eine Vielzahl von Schutzmechanismen vor, die das Risiko von Verlusten, Missbrauch und betrügerischen Machenschaften auf ein Minimum reduzieren sollen.
Ein wesentlicher Bestandteil ist die Verpflichtung zur vollständigen und jederzeitigen Deckung jeder Stablecoin-Einheit durch liquide und sichere Vermögenswerte. So wird gewährleistet, dass Einlöser ihre Stablecoins zu jeder Zeit zum Nennwert gegen US-Dollar oder gleichwertige Mittel eintauschen können. Dadurch entstehen keine Überraschungen durch Kursschwankungen oder Liquiditätsengpässe, wie sie bei unzureichend besicherten digitalen Vermögenswerten auftreten können. Darüber hinaus verpflichtet das Gesetz die Anbieter zu einer klaren und verständlichen Kommunikation gegenüber den Nutzern. Irreführende Werbeaussagen, zum Beispiel die Darstellung als gesetzliches Zahlungsmittel oder als staatlich garantiertes Produkt, sind untersagt.
Der GENIUS Act setzt außerdem strenge Anforderungen an die Bekämpfung von Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und betrügerischen Aktivitäten. Emittenten müssen umfassende Identitätsprüfungen (KYC) und Transaktionsüberwachungen durchführen. Dadurch wird das Risiko für Manipulation und Missbrauch deutlich reduziert. Bei Verstößen drohen empfindliche Sanktionen, die von hohen Geldbußen bis hin zum vollständigen Lizenzentzug reichen können.
Nicht zuletzt stärkt der GENIUS Act auch die Rechte der Verbraucher. Es bestehen klare Informations- und Einlösungsansprüche sowie Beschwerdeverfahren, über die sich Nutzer bei Problemen oder Verdachtsmomenten an die Aufsichtsbehörden wenden können. Insgesamt schafft der GENIUS Act so ein sicheres und kontrolliertes Umfeld, das Innovation fördert, aber zugleich die Stabilität des Marktes und den Schutz der Anleger stets im Blick behält.
Strafen und Übergangsfristen
Strafen und Übergangsfristen bilden wichtige Elemente im GENIUS Act, da sie die Durchsetzung der neuen gesetzlichen Vorgaben sicherstellen und einen geordneten Umstieg auf das neue Regime ermöglichen. Das Gesetz sieht vor, dass Verstöße gegen zentrale Pflichten – wie etwa die Reservehaltung, Transparenzanforderungen oder das Zinsverbot – konsequent geahndet werden. Die Palette der möglichen Sanktionen ist breit gefächert. Sie reicht von Geldbußen in erheblicher Höhe bis hin zum vollständigen Lizenzentzug für Emittenten, die wiederholt oder schwerwiegend gegen die Bestimmungen verstoßen. In besonders gravierenden Fällen drohen sogar strafrechtliche Konsequenzen, darunter Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren für Verantwortliche, wenn etwa betrügerische Machenschaften, bewusste Täuschung oder schwerwiegende Verstöße gegen die Einlösungsverpflichtungen nachgewiesen werden.
Die genaue Höhe der Geldstrafen orientiert sich an der Schwere des Vergehens sowie an möglichen Schäden für Verbraucher oder das Finanzsystem. Insbesondere bei systematischen Verstößen oder Versuchen, die Vorschriften zu umgehen, greifen die Aufsichtsbehörden konsequent durch. Dadurch entsteht ein hohes Maß an Abschreckung und Rechtssicherheit. Die klare Androhung empfindlicher Sanktionen ist ein zentraler Pfeiler für die Integrität des neuen Stablecoin-Regimes.
Gleichzeitig gewährt der GENIUS Act angemessene Übergangsfristen, damit Emittenten und Marktteilnehmer sich auf die neuen Regeln einstellen können. Bestehende Stablecoins und Anbieter erhalten einen definierten Zeitraum, um die vollständige Konformität mit den Anforderungen nachzuweisen und ihre Prozesse anzupassen. Erst ab Juli 2028 dürfen nur noch zugelassene, regulierte Stablecoins im US-Markt vertrieben oder gehandelt werden. Diese Übergangsphase verhindert abrupte Marktverwerfungen und gibt allen Beteiligten Planungssicherheit. Auf diese Weise fördert der GENIUS Act einen geordneten Wandel, wahrt zugleich die Interessen der Verbraucher und stärkt die langfristige Stabilität des Finanzsystems.
Bedeutung des Genius Act und Marktreaktionen
Die Verabschiedung des GENIUS Act markiert einen Meilenstein für den globalen Kryptomarkt und setzt einen neuen Standard für die Regulierung digitaler Zahlungsinstrumente. Der Gesetzgeber verleiht Stablecoins erstmals eine klare rechtliche Grundlage und sorgt so für deutlich mehr Rechtssicherheit. Besonders die Kombination aus strikter Reservepflicht, Zinsverbot und umfassender Kontrolle hebt die Anforderungen an Emittenten auf ein bislang nicht erreichtes Niveau. Diese Maßnahmen stärken das Vertrauen von Verbrauchern, institutionellen Investoren und Regulierungsbehörden gleichermaßen.
Der GENIUS Act beeinflusst jedoch nicht nur das regulatorische Umfeld, sondern wirkt sich unmittelbar auf die Entwicklung und Akzeptanz von Stablecoins aus. Für die Vereinigten Staaten ergibt sich daraus eine internationale Vorreiterrolle. Der US-Dollar festigt seine Position als Leitwährung im digitalen Zahlungsverkehr, während innovative Unternehmen und etablierte Finanzinstitute gleiche Wettbewerbsbedingungen erhalten. Durch die klaren Regeln für Zulassung, Überwachung und Transparenz verringert sich das Risiko von Marktverwerfungen und Missbrauch. Gleichzeitig ermöglicht der regulatorische Rahmen gezielte Innovation, weil er Investitionssicherheit schafft und so weiteres Wachstum fördert.
Nach der Verabschiedung des Gesetzes reagierten die Märkte unmittelbar mit Kursgewinnen bei wichtigen Kryptowährungen und den Aktien von Unternehmen mit Stablecoin-Bezug. Marktteilnehmer bewerten die neuen Vorgaben überwiegend positiv, da Unsicherheiten beseitigt und planbare Rahmenbedingungen geschaffen werden. Der Anstieg des gesamten Marktvolumens sowie die Zunahme an institutionellen Aktivitäten belegen, dass der GENIUS Act als Signal für eine stärkere Integration digitaler Währungen in klassische Finanzstrukturen verstanden wird. Auch internationale Beobachter erkennen die Bedeutung der US-Regulierung, da viele Staaten künftig eigene Gesetze nach diesem Vorbild entwickeln dürften.
Im Ergebnis fördert der GENIUS Act nicht nur die Stabilität und Transparenz im Stablecoin-Sektor, sondern gibt auch entscheidende Impulse für die Weiterentwicklung digitaler Zahlungssysteme. Innovation und Verbraucherschutz stehen gleichermaßen im Mittelpunkt. Das Gesetz schafft damit die Voraussetzungen für ein stabiles und nachhaltiges Wachstum im digitalen Finanzwesen.
Kritiken
Der GENIUS Act hat in Fachkreisen und von verschiedenen Marktteilnehmern sowohl Zustimmung als auch Kritik erfahren. Kritiker sehen mehrere Schwachstellen und potenzielle Risiken:
Erstens wird häufig bemängelt, dass die Anforderungen für Emittenten, insbesondere die vollständige US-Dollar-Deckung und das Zinsverbot, kleine und innovative Anbieter benachteiligen. Das Gesetz privilegiert etablierte Banken und große Finanzdienstleister, während FinTechs und Start-ups durch hohe regulatorische Hürden kaum Zugang zum Markt erhalten. Damit könnten Vielfalt und Wettbewerb eingeschränkt werden.
Zweitens sehen Beobachter die Gefahr, dass der GENIUS Act die enge Bindung der Stablecoins an den US-Dollar und US-Staatsanleihen weiter verstärkt. Bei extremen Marktereignissen oder einem schnellen Abzug großer Summen aus Stablecoins könnten Liquiditätsengpässe am US-Kapitalmarkt entstehen. Kritiker befürchten, dass dies zu neuen systemischen Risiken führt, die bislang kaum analysiert sind.
Drittens gibt es Stimmen, die die strengen Transparenz- und Prüfpflichten zwar grundsätzlich begrüßen, aber vor einem zu hohen Verwaltungsaufwand warnen. Gerade kleinere Anbieter sehen sich mit einem immensen bürokratischen Aufwand konfrontiert, was die Innovationskraft des Sektors bremsen könnte.
Viertens wird vereinzelt kritisiert, dass der GENIUS Act auf den US-Markt fokussiert bleibt und internationale Kompatibilität zu kurz kommt. Globale Anbieter müssen für den US-Markt separate Strukturen aufbauen und erfüllen oft parallele Vorgaben, was Ineffizienzen und Abgrenzungsprobleme zur Folge haben kann.
Fünftens gibt es ethische und politische Bedenken. Einzelne Kritiker werfen der Gesetzgebung vor, durch enge Lobbybeziehungen zwischen Regulatoren, großen Finanzinstituten und politischen Akteuren die Interessen des etablierten Finanzsektors zu schützen. Dadurch könnten innovationsfreundliche Ansätze und die eigentliche Idee dezentraler Finanzsysteme verwässert werden.
Insgesamt gilt der GENIUS Act als wichtiger Schritt, wird aber von einigen Experten als zu restriktiv, einseitig und schwerfällig für die Dynamik des Kryptomarktes bewertet.
FAQ
Was ist der GENIUS Act auf Deutsch erklärt?
Der GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins Act) ist das erste umfassende US-Bundesgesetz, das die Ausgabe, Verwaltung und Kontrolle von Stablecoins verbindlich regelt. Ziel ist es, Rechtssicherheit, Verbraucherschutz und Stabilität im digitalen Zahlungsverkehr zu gewährleisten.
Wer darf Stablecoins gemäß GENIUS Act ausgeben?
Stablecoins dürfen nur von ausdrücklich zugelassenen Banken, regulierten Finanzdienstleistern und bestimmten Nicht-Bank-Instituten emittiert werden. Privatpersonen und nicht regulierte Unternehmen sind von der Emission ausgeschlossen.
Welche Rolle spielt die 100 % Reservepflicht?
Jede ausgegebene Stablecoin muss jederzeit vollständig mit US-Dollar oder gleichwertigen, hochliquiden Vermögenswerten gedeckt sein. So wird sichergestellt, dass Einlöser stets zum Nennwert zurücktauschen können.
Warum ist ein Zinsverbot für Stablecoins vorgesehen?
Das Zinsverbot verhindert, dass Stablecoins als Investmentprodukt missverstanden werden. Es sorgt dafür, dass Stablecoins ausschließlich als Zahlungsmittel dienen und nicht als Ersatz für Bankeinlagen oder Wertpapierprodukte fungieren.
Wie werden Transparenz und Kontrolle sichergestellt?
Emittenten sind verpflichtet, die Zusammensetzung der Reserven monatlich zu veröffentlichen und diese durch unabhängige Wirtschaftsprüfer bestätigen zu lassen. Behörden und Nutzer erhalten dadurch maximale Transparenz.
Welche Strafen drohen bei Verstößen gegen den GENIUS Act?
Je nach Schwere der Verstöße drohen hohe Geldbußen, Lizenzentzug oder in besonders gravierenden Fällen sogar Freiheitsstrafen. Übergangsfristen gelten bis Juli 2028, ab dann dürfen nur noch regulierte Stablecoins im US-Markt gehandelt werden.
Dr. Ulrich Fielitz ist unabhängiger Finanzanalyst und Betreiber von kostenlos.com.
Die Plattform ist vollständig werbefrei und bietet faktenbasierte Informationen zu Steuern, Inflation und Zinsen.
Zum Autorenprofil