Das FedWatch Tool liefert Informationen über die zukünftige US-leitzinsentwicklungDie Entscheidungen der US-Notenbank gehören zu den einflussreichsten Ereignissen im globalen Finanzsystem. Sie bestimmen die Richtung für Anleihezinsen, Aktienmärkte, Währungen und Rohstoffe. Doch wer wissen möchte, wie sich der Leitzins der Fed entwickeln könnte, verlässt sich längst nicht mehr nur auf Expertenmeinungen oder Pressekonferenzen. Hier kommt ein besonderes Werkzeug ins Spiel: Das Fed Watch Tool wird von der CME Group bereitgestellt und basiert auf den Kursen sogenannter Federal Funds Futures. Diese börsengehandelten Zinskontrakte spiegeln die Erwartungen institutioneller Anleger wider. Aus den Preisbewegungen leitet das Tool ab, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Markt bei der nächsten Fed-Sitzung eine Zinserhöhung, -senkung oder eine Zinspause erwartet. Die Wahrscheinlichkeiten werden in Prozent angegeben und aktualisieren sich in Echtzeit.

Diese Seite zeigt, wie das FedWatch Tool funktioniert, wie man es richtig interpretiert und wie die Prognosen einzuordnen sind. Darüber hinaus finden sich hier praktische Anwendungshinweise, ein Link zur Originalquelle und aktuelle Einschätzungen zur kommenden Fed-Sitzung. Stand 4. Mai 2025 liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinspause bei 97,2 %, während nur 2,8 % mit einer Zinssenkung rechnen.

Faktenbox FedWatch Tool einfach erklärt

Das FedWatch Tool zeigt auf Basis von Federal Funds Futures Terminmarktdaten, wie wahrscheinlich der Markt bei einer kommenden Fed-Sitzung eine Zinserhöhung, -senkung oder -pause erwartet.

 

Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ist es entscheidend zu wissen, was der Markt erwartet – und nicht nur, was Zentralbanken sagen. Das FedWatch Tool bietet hierfür eine datenbasierte Grundlage. Es ersetzt keine eigene Analyse, liefert aber einen objektiven Einblick in die kollektive Einschätzung der Märkte. Wer wirtschaftliche Entwicklungen frühzeitig erkennen möchte, findet in diesem Tool ein unverzichtbares Hilfsmittel.

Im folgenden Video wird erklärt, wie das CME FedWatch Tool funktioniert und wie die Wahrscheinlichkeiten zu lesen sind.

Die Berechnung des Fed Watch Tool


Das FedWatch Tool nutzt die Preise von Federal Funds Futures, um daraus Wahrscheinlichkeiten für künftige Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed zu berechnen. Diese Futures sind börsengehandelte Verträge, die sich auf den durchschnittlichen Tagesgeldsatz der US-Zentralbank für einen bestimmten Kalendermonat beziehen. Aus dem aktuellen Preis des jeweiligen Kontrakts lässt sich ein implizierter Zinssatz ableiten.

Die Methode beruht auf einer einfachen mathematischen Formel: Der erwartete Zinssatz ergibt sich aus dem Kontraktpreis, indem dieser vom Basiswert 100 subtrahiert wird. Ein Futures-Preis von 95,75 entspricht also einem erwarteten Zinssatz von 4,25 %. Das Tool vergleicht dann alle verfügbaren Kontrakte mit dem aktuellen Leitzins und berechnet daraus die Wahrscheinlichkeiten für verschiedene Zinsschritte bei einer bestimmten Fed-Sitzung.

Dabei entsteht eine Wahrscheinlichkeitsverteilung, die zeigt, wie wahrscheinlich der Markt eine Zinserhöhung, -senkung oder einen gleichbleibenden Zins erwartet. Diese Daten gelten als besonders zuverlässig, weil sie auf echtem Handelsvolumen und realen Investitionen basieren – nicht auf Umfragen oder Meinungen.

Das Fed Watch Tool visualisiert diese Wahrscheinlichkeiten in Tabellen und Balkendiagrammen. So erhalten Anleger und Analysten eine transparente Einschätzung der aktuellen Markterwartung – oft lange bevor eine offizielle Entscheidung fällt. Wer verstehen möchte, wie sich die Prognosen zusammensetzen, sollte die Methodik kennen. Denn die Formel hinter dem Tool ist zwar einfach, ihre Auswirkungen auf das Marktverhalten sind oft erheblich.

Details

Das Fed Watch Tool der CME Group basiert auf Federal Funds Futures, also börsengehandelten Terminkontrakten auf den effektiven US-Leitzins. Jeder dieser Futures repräsentiert den durchschnittlichen Zinssatz für einen bestimmten Kalendermonat, wie er von der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) gesteuert wird.

Der Kontraktpreis eines Federal Funds Future spiegelt den vom Markt erwarteten Zinssatz wider. Die Umrechnung erfolgt nach der Formel:

Erwarteter Zinssatz = 100 − Futures-Preis
Beispiel: Ein Preis von 95,25 bedeutet eine erwartete Fed Funds Rate von 4,75 %.

Für die Analyse einer konkreten Fed-Sitzung betrachtet das FedWatch Tool alle relevanten Kontrakte, deren Gültigkeit den Entscheidungstermin abdeckt. Es ermittelt dann, wie stark die einzelnen Szenarien – etwa Zinspause, Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte oder Zinssenkung – im aktuellen Marktpreis eingepreist sind.

Die Berechnung erfolgt in mehreren Schritten:

  • Festlegung aller möglichen Zielzinssätze (in 0,25 %-Schritten, z. B. 4,75 %, 5,00 %, 5,25 %)
  • Bestimmung der impliziten Wahrscheinlichkeiten durch Vergleich der Futures-Preise mit den jeweiligen Zinsszenarien
  • Normalisierung auf 100 %, um eine verteilte Wahrscheinlichkeitsgrafik zu erzeugen

Die Methode berücksichtigt zusätzlich:

  • Zeitgewichtung, falls eine Sitzung nicht am Monatsanfang liegt
  • Marktvolumen und Liquidität, um unrealistische Preise zu ignorieren
  • Rundungsregeln, um minimale Schwankungen zu glätten

Das Ergebnis ist eine Verteilung, die angibt, wie wahrscheinlich der Markt ein bestimmtes Zinsergebnis für eine bevorstehende Sitzung erwartet. Diese Wahrscheinlichkeiten aktualisieren sich kontinuierlich und gelten als hochgradig marktnah, da sie auf echtem Handelsverhalten und Kapitalallokation basieren – nicht auf Schätzungen oder Umfragen.

Was bringt mir das FOMC WatchTool konkret? (Anwendung für Nutzer)

Das FedWatch Tool der CME Group ist nicht nur für Analysten oder institutionelle Investoren interessant – auch Privatanleger und wirtschaftlich Interessierte können davon konkret profitieren. Das Tool bietet eine datenbasierte Einschätzung, wie wahrscheinlich bestimmte Zinsschritte der US-Notenbank Federal Reserve bei einer anstehenden Sitzung sind (Abbildung 1). Diese Informationen können helfen, eigene Entscheidungen rund um Geldanlage, Timing und Risikobewertung fundierter zu treffen.

Anleitung zur Nutzung des FedWatch Tools

Abbildung 1: Detaillansicht des FedWatch Tools am 15. November 2025, ausgewählt sind die Daten für die Fed-Sitzung am 10. Dezember 2025. Quelle: cmegroup.com

Hier die Anleitung für die horizontalen Leisten:

Die Leiste mit den Sitzungsterminen

Oben im FedWatch-Tool befindet sich eine waagerechte Leiste, in der jede kommende FOMC-Sitzung als eigener Reiter angezeigt wird. Diese Reiter stehen von links nach rechts in chronologischer Reihenfolge, beginnend mit der nächsten Sitzung.

Jeder Reiter ist mit dem Datum der Sitzung beschriftet, etwa „Dec 10 2025“. Ein Reiter ist stets aktiv und optisch hervorgehoben. Genau dieser aktive Tab bestimmt, welche Wahrscheinlichkeiten unten angezeigt werden.

Wenn ein anderer Reiter angeklickt wird, aktualisieren sich darunter sofort

  • die Balkengrafik mit den Wahrscheinlichkeiten für die möglichen Zielkorridore und
  • die zugehörige Tabelle mit den exakten Prozentwerten,

jeweils nur für den gewählten Sitzungstermin. Die horizontale Leiste ist damit die zentrale Datumsauswahl des FedWatch-Tools.

Meeting Information

Unter „Meeting Information“ steht eine horizontale Kopfzeile, die die Tabelle strukturiert. Die Begriffe
Meeting Date – Contract – Expires – Mid Price – Prior Volume – Prior OI sind Spaltenüberschriften, die für jede FOMC-Sitzung das jeweils zugrunde liegende 30-Day-Fed-Funds-Futures-Kontraktprofil beschreiben.

Im Einzelnen:

  • Meeting Date: Zeigt das Kalenderdatum der FOMC-Sitzung, auf die sich die Wahrscheinlichkeiten beziehen (z. B. „1 Nov 2023“). Damit ist klar, für welchen Zinsentscheid das Tool die impliziten Erwartungen berechnet.
  • Contract: Gibt den Börsenticker des zugehörigen 30-Day-Fed-Funds-Futures an, meist im ZQ-Format (z. B. ZQX3, ZQM4). Dieser Kontraktpreis ist die eigentliche Basis, aus der die FedWatch-Wahrscheinlichkeiten abgeleitet werden.
  • Expires: Nennt das Fälligkeits- bzw. Verfallsdatum des entsprechenden Futures-Kontrakts, typischerweise das Monatsende des Kontraktmonats (z. B. „30 Nov 2023“, „28 Haz 2024“). Damit wird sichtbar, welcher Kontraktmonat exakt zur jeweiligen Sitzung herangezogen wird.
  • Mid Price: Zeigt den aktuellen Kontraktpreis dieses 30-Day-Fed-Funds-Futures, in der Regel als Mid-Quote (ungefähr der Mittelwert aus Geld- und Briefkurs). Über die Beziehung „impliziter Zinssatz = 100 – Preis“ wird aus diesem Wert die erwartete durchschnittliche Fed-Funds-Rate abgeleitet, auf der die Wahrscheinlichkeiten beruhen.
  • Prior Volume: Gibt das Handelsvolumen der vorangegangenen Sitzung in Kontrakten an (z. B. 23 378). Das zeigt, wie intensiv dieser Fed-Funds-Kontrakt zuletzt gehandelt wurde und damit, wie „belastbar“ der Preis als Marktsignal ist.
  • Prior OI (Open Interest): Zeigt das Open Interest des Vortags, also die Zahl der offenen, noch nicht glattgestellten Kontrakte (z. B. 95 165). Ein hohes Open Interest signalisiert tiefe Liquidität und macht deutlich, dass viele Marktteilnehmer diesen Kontrakt aktiv zur Positionierung rund um die entsprechende FOMC-Sitzung nutzen.

Der Chart

Im FedWatch-Chart für den 10. Dezember 2025 stehen genau zwei blaue Säulen. Die linke Säule markiert das Zielband 350–375 Basispunkte und repräsentiert damit ein Szenario, in dem die Fed den Leitzins um 25 Basispunkte senkt. Ihre Höhe von 44,4 % zeigt, dass dieses Lockerungsszenario knapp unterhalb der Mehrheitswahrscheinlichkeit liegt.

Die rechte Säule steht für das Zielband 375–400 Basispunkte, also das aktuelle Fed-Funds-Zielband. Mit einer Höhe von 55,6 % signalisiert sie, dass der Markt leicht überwiegend damit rechnet, dass die Fed den Zinssatz im Dezember unverändert lässt und keinen weiteren Schritt nach unten wagt.

Die Timeline unter der Grafik

Unterhalb der Grafik steht eine Tabelle, die die Wahrscheinlichkeiten für jedes Zielband zu vier Zeitpunkten zeigt: Now* (aktueller Stand), 1 Day (14.11.2025), 1 Week (07.11.2025) und 1 Month (15.10.2025).

In der ersten Zeile steht das Zielband 350–375 Basispunkte, also das Szenario einer Zinssenkung um 25 bp. Die Wahrscheinlichkeit lag vor einem Monat bei 94,2 %, eine Zinssenkung galt damit fast als sicher. Vor einer Woche waren es noch 66,9 %, aktuell sowie vor einem Tag nur noch 44,4 %. Die Tabelle zeigt somit sehr klar, wie stark der Markt seine Erwartung eines weiteren Cuts zurückgenommen hat.

Die zweite Zeile beschreibt das Zielband 375–400 Basispunkte (Current). Vor einem Monat lag die Wahrscheinlichkeit für „no change“ nur bei 5,7 %, vor einer Woche schon bei 33,1 % und heute wie auch gestern bei 55,6 %. Dieses Zielband ist damit zum leichten Basisszenario geworden.

Die dritte Zeile enthält schließlich das Band 400–425 Basispunkte. Hier stehen überall 0,0 %, nur vor einem Monat taucht noch ein marginaler Wert von 0,1 % auf. Ein Zinsschritt nach oben spielt für den Markt faktisch keine Rolle.

Die linke vertikale Leiste

Target Rate

Current: Zeigt für das ausgewählte FOMC-Meeting die aktuellen Zielband-Wahrscheinlichkeiten als Tabelle und (im oberen Bereich) als Balkendiagramm.

In der Tabelle stehen die Zielbänder (z. B. 350–375, 375–400 bp) und dazu die Wahrscheinlichkeiten „Now / 1 Day / 1 Week / 1 Month“.

Compare: Nutzt dieselben Daten, stellt sie aber rein grafisch gegenüber. Für jedes Zielband werden mehrere Balken gezeigt (Now, 1 Day, 1 Week, 1 Month), sodass sofort sichtbar ist, wie sich die Marktmeinung im Zeitverlauf verschoben hat.

Probabilities: Bietet eine Kompaktübersicht aller Meetings: in einer Matrix werden für jede künftige Sitzung die Wahrscheinlichkeiten von „Hike / No Change / Ease“ bzw. der einzelnen Zielbänder nebeneinander dargestellt. Damit lässt sich erkennen, bei welcher Sitzung wie viele Cuts oder Hikes eingepreist sind.

Aggregated:  Die „Aggregierte“ Ansicht des FedWatch-Tools vergleicht die von den Fed-Funds-Futures der CME implizierten Zinssätze mit dem aktuellen Zielzinssatz der Federal Reserve. Sie bietet somit einen Überblick über die kumulierte Anzahl an Zinserhöhungen oder -senkungen, die der Markt bis zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt einpreist.
Beispiel: „ein Cut bis Juli sicher, aber unklar, ob im Juni oder Juli“ – das wird in dieser aggregierten Darstellung sichtbar.

Darunter folgen dann die nächsten Blöcke der Seitenleiste (Historical, Dot Plot, Tools), die jeweils eigene Unter-Reiter haben, aber strukturell genauso funktionieren wie die „Target Rate“-Sektion.

Historical

Unter „Historical“ steckt im Prinzip ein eigener kleiner Block mit drei Funktionen, die alle auf dieselben Daten zugreifen, aber unterschiedlich aufbereiten:

  • Chart: Zeigt eine Zeitreihe der Wahrscheinlichkeiten für den aktuell ausgewählten Meeting-Termin.
    Auf der x-Achse: das letzte Jahr in Tages-Schritten.
    Auf der y-Achse: die Wahrscheinlichkeit für ein bestimmtes Zielband (oder für „Ease / No Change / Hike“ – je nach Auswahl).
    Man sieht also, wie sich die Marktmeinung über Monate hinweg verschoben hat, nicht nur „Now / 1 Day / 1 Week / 1 Month“, sondern den kompletten Verlauf.
  • Table: Stellt dieselben historischen Wahrscheinlichkeiten tabellarisch dar. Typisch: eine Spalte mit Datum und daneben Spalten mit den Wahrscheinlichkeiten für die jeweiligen Zielbänder bzw. Szenarien.
    Diese Ansicht ist nützlich, wenn konkrete Werte für einzelne Stichtage benötigt werden oder wenn man die Daten weiterverarbeiten möchte (manuelles Kopieren, eigene Auswertung etc.).
  • Downloads: Bietet Excel-Dateien zum Herunterladen an, mit dem rohen historischen Probability-Datensatz für genau diesen Meeting-Termin. Laut User Guide gehen diese Daten bis zu ein Jahr zurück und enthalten die täglichen Wahrscheinlichkeiten für alle möglichen Zielbänder.

Kurz gesagt bietet „Historical“ dieselbe Logik wie oben bei „Target Rate“, aber rückwärts durch die Zeit – einmal als Chart, einmal als Tabelle, plus Export der Rohdaten als Excel.

Dot Plot

Unter „Dot Plot“ gibt es – wie bei den anderen Bereichen – wieder horizontal angeordnete Reiter, im Kern zwei:

  • Chart:  In dieser Ansicht wird der Fed-Dot-Plot als Grafik dargestellt.
    Auf der horizontalen Achse stehen die Jahre (aktuelles Jahr, Folgejahre, „longer run“).
    Auf der vertikalen Achse steht das Niveau der Fed-Funds-Rate.
    Jeder blaue Punkt entspricht der Projektion eines FOMC-Mitglieds für das jeweilige Jahresende.
    Ein roter Punkt markiert die vom Markt erwartete Zielrate, abgeleitet aus dem entsprechenden Year-End Fed Funds Futures-Preis.
    Die blau umrandete „Median-Markierung“ zeigt die jeweilige Median-Projektion des FOMC für dieses Jahr.
  • Table: Hier werden dieselben Informationen tabellarisch aufbereitet.
    Für jedes Jahr sind die projizierten Zielraten in numerischer Form aufgeführt.
    Zusätzlich werden die Median-Werte (und je nach Version auch Minimum/Maximum-Spanne) explizit ausgewiesen.
    Diese Ansicht eignet sich, wenn exakte Zahlen oder Vergleiche zwischen Jahren benötigt werden, ohne die Punkte in der Grafik ablesen zu müssen.

Kurz: Unter „Dot Plot“ wählt der Reiter „Chart“ die grafische Punktwolke, der Reiter „Table“ die zugehörige numerische Detailansicht mit denselben Fed-Projektionen.

Tools

Unter „Tools“ stehen in der linken Spalte drei Einträge, die im Grunde Abkürzungen zu anderen CME-Werkzeugen sind – sie ändern also nicht die FedWatch-Ansicht selbst, sondern springen in verwandte Tools:

  • CVOL: Dieser Punkt führt zum CME-CVOL-Tool.
    Dort wird die implizite Volatilität aus Optionspreisen auf Zinsfutures (u. a. Fed Funds, SOFR, Treasuries) angezeigt.
    Typisch sind Volatilitäts-Indizes, Termstruktur-Charts und teils Skew-Information, also eher eine Sicht auf das Risikoumfeld der Zinsmärkte als auf die reinen Zinswahrscheinlichkeiten.
  • SOFR Watch: Öffnet das separate Tool „CME SOFR Watch“.
    Dieses arbeitet analog zu FedWatch, aber auf Basis der SOFR-Futures und fokussiert die erwartete Entwicklung des US-Referenzsatzes SOFR über die künftigen Maintenance-Perioden.
    Damit lässt sich die marktbasiere Sicht auf den kurzfristigen US-Geldmarktsatz und die zugehörigen Zinspfade analysieren.
  • ESTR Watch: Verlinkt auf „€STR Watch“, die europäische Schwester von SOFR Watch.
    Hier werden aus €STR-Futures die implizierten Erwartungen an den eurozonenweiten Risiko-frei-Satz €STR und damit indirekt an die Geldpolitik der EZB abgeleitet.
    Aufbau und Logik ähneln SOFR Watch, nur mit Fokus auf den Euro-Geldmarkt.

Der Block „Tools“ ist ein kleiner Hub, mit dem aus FedWatch heraus direkt in Volatilitäts-Analyse (CVOL) sowie in die SOFR- und €STR-Watch-Tools für US- und Euro-Geldmarktsätze gewechselt werden kann.

Hilfe bei Entscheidungen

Für Privatanleger bedeutet das beispielsweise: Steht eine Zinserhöhung unmittelbar bevor, könnten US-Staatsanleihen an Attraktivität gewinnen – ebenso wie der US-Dollar. Wer dagegen mit einer Zinssenkung rechnet, profitiert tendenziell von steigenden Goldpreisen oder positiven Impulsen für Aktien. Auch bei Festgeld- oder Tagesgeldentscheidungen kann die Kenntnis künftiger Zinserwartungen von Vorteil sein, insbesondere im Vergleich zu europäischen Entwicklungen.

Trader nutzen das FOMC WatchTool häufig, um sich auf erhöhte Volatilität rund um Fed-Termine einzustellen. Denn wenn der Markt vom erwarteten Zinspfad abweicht, kann es kurzfristig zu starken Ausschlägen kommen. Auch für langfristig orientierte Anleger ist das Tool hilfreich, um die geldpolitische Großwetterlage besser einordnen zu können. Damit wird sichtbar, wie die Märkte ticken – und das oft schon Tage oder Wochen vor der eigentlichen Entscheidung.

Was bedeutet die Zinserwartung laut FedWatch Tool für die Märkte?

Die Tabelle 1  fasst typische Reaktionen an den Finanzmärkten zusammen, die sich aus unterschiedlichen Zinserwartungen ergeben. Sie zeigt für jede Hauptvariante – Zinserhöhung, Zinspause oder Zinssenkung – auf, welche Bewegungen in Währungen, Anleihen, Aktien und Rohstoffen typischerweise zu erwarten sind. Damit dient sie Anlegern, Analysten und ökonomisch Interessierten als praktische Orientierungshilfe.
Wird eine Zinserhöhung erwartet, reagiert der US-Dollar in der Regel mit Stärke. Gleichzeitig geraten Aktienmärkte, insbesondere zinssensitive Sektoren wie Technologie, unter Druck. Die Kurse von Anleihen sinken, da deren Renditen steigen. Auch Gold verliert häufig an Attraktivität.
Bei einer Zinspause bleiben Märkte oft stabil. Es gibt keine klaren Signale, die Volatilität ist niedrig, und Anleger verhalten sich zurückhaltend. Diese Phase gilt häufig als Übergangszeit.
Eine erwartete Zinssenkung schwächt meist den US-Dollar, während Gold und Anleihen davon profitieren. Aktienmärkte reagieren tendenziell positiv – sofern die Maßnahme nicht als Krisensignal verstanden wird. Die Tabelle hilft dabei, Marktverhalten besser einzuordnen.

Tabelle 1: Was bedeutet die Zinserwartung laut FedWatch Tool für die Märkte

Erwartung laut Tool Mögliche Marktreaktion
Zinserhöhung US-Dollar steigt, Aktien schwächer (v.a. Tech), Anleihen verlieren (Renditen steigen), Goldpreis schwächer
Zinspause Stabile Märkte, geringe Volatilität, keine klare Richtung, Investoren warten ab
Zinssenkung US-Dollar fällt, Goldpreis steigt, Anleihen steigen (Renditen sinken), Aktien tendenziell positiv – außer bei Krisensignal

Mini-Rechner: Was sagt der Futures-Preis aus? (Zinssatz selbst berechnen)

Das FedWatch Tool basiert auf einem einfachen, aber effektiven Prinzip: Es übersetzt Futures-Preise in implizite Zinserwartungen. Wer das Grundprinzip versteht, kann mit wenigen Rechenschritten selbst aus dem Kurs eines Federal Funds Futures den erwarteten Zinssatz ableiten. Diese Information ist vor allem dann hilfreich, wenn man sich unabhängig vom Tool einen schnellen Überblick verschaffen möchte – oder gezielt einzelne Kontrakte analysieren will.

Die Berechnungsformel lautet:

Erwarteter Zinssatz (in %) = 100 − Futures-Preis

Ein Beispiel: Wenn der Preis eines bestimmten Kontrakts bei 94,75 liegt, ergibt sich ein erwarteter Zinssatz von 5,25 %. Liegt der Preis bei 95,50, entspricht das einem erwarteten Zinsniveau von 4,50 %. Diese einfache Subtraktion kann direkt auf alle verfügbaren Kontrakte angewendet werden – besonders auf jene, die den Monat einer konkreten Fed-Sitzung betreffen.

Wer noch genauer rechnen möchte, kann auch die Zeitgewichtung berücksichtigen – etwa wenn eine Fed-Sitzung nicht direkt am Monatsanfang liegt. In diesem Fall werden mehrere Zinsszenarien mit einem anteiligen Monatsgewicht kombiniert. Das ist komplexer, lässt sich aber in Tabellenform darstellen – oder eben mit einem Mini-Rechner, wie ihn viele professionelle Plattformen anbieten.

Wie oft sollte ich das Fed Watch Tool anschauen?

Das FedWatch Tool liefert laufend aktualisierte Wahrscheinlichkeiten für künftige Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed. Doch wie häufig lohnt sich ein Blick auf diese Zahlen? Die Antwort hängt davon ab, wie intensiv man sich mit Finanzmärkten beschäftigt – grundsätzlich gilt aber: Wer das Tool regelmäßig beobachtet, erkennt Veränderungen in der Markterwartung oft früher als viele Medienberichte.

Für langfristige Anleger reicht es meist aus, das Tool in der Woche vor einem anstehenden Zinsentscheid der Fed zu prüfen. Zu diesem Zeitpunkt verdichten sich die Erwartungen der Märkte, und größere Verschiebungen werden sichtbar. Besonders aufschlussreich ist der Zeitraum drei bis fünf Tage vor der Sitzung: Hier bildet sich oft ein klares Bild, wie die Mehrheit der Marktteilnehmer die Lage einschätzt.

Trader oder Analysten, die stärker auf kurzfristige Marktbewegungen reagieren, schauen deutlich häufiger ins Tool – teilweise täglich. Gerade wenn sich Inflationsdaten oder US-Konjunkturindikatoren verändern, kann es zu plötzlichen Umschichtungen im Erwartungsprofil kommen. Auch am Tag der Sitzung selbst lohnt ein letzter Blick, da die Wahrscheinlichkeiten bis zur Markteröffnung noch Schwankungen unterliegen können.

Ein häufiger Fehler besteht darin, das Tool nur einmal zu prüfen und die Erwartung als fix anzusehen. Doch wie jeder Marktmechanismus ist auch das FedWatch Tool dynamisch – neue Daten, Kommentare von Notenbankmitgliedern oder geopolitische Ereignisse können die Einschätzung binnen Stunden verändern. Wer Zinsentscheidungen verstehen will, sollte deshalb nicht nur auf den Zeitpunkt der Sitzung achten, sondern die Entwicklung der Erwartung kontinuierlich verfolgen.

Wo finde ich die offiziellen Futures-Kontrakte? (Datenquellen & Tools)

Das FedWatch Tool selbst stellt eine grafisch aufbereitete Übersicht dar, die direkt aus den Kursen der Federal Funds Futures abgeleitet wird. Doch wer tiefer einsteigen oder die Daten selbst prüfen möchte, kann die zugrunde liegenden Futures-Kontrakte auch direkt einsehen. Diese sind öffentlich zugänglich und können über verschiedene Finanzportale oder direkt auf der Webseite der CME Group abgerufen werden.

Die wichtigste Quelle ist die CME Group, also die Börse, an der diese Zins-Futures gehandelt werden. Unter dem Bereich „Interest Rates“ finden sich dort alle aktuellen Federal Funds Futures – inklusive Kontraktdetails, Preisentwicklung, Handelsvolumen und historischen Daten. Für jede Fälligkeit (monatlich) gibt es einen separaten Kontrakt, der jeweils das erwartete Zinsniveau für diesen Kalendermonat repräsentiert.

Auch Finanzportale wie Bloomberg, Reuters, Yahoo Finance oder Investing.com stellen Zinsdaten und Futurespreise zur Verfügung – allerdings oft verzögert und weniger spezialisiert. Für private Anleger reicht das meist aus, während institutionelle Nutzer auf Echtzeitdaten setzen.

Was bedeutet es, wenn der Markt falsch liegt? (Fehlprognosen & Überraschungen)

Das FedWatch Tool zeigt, wie der Markt aktuelle Zinserwartungen einschätzt – doch was passiert, wenn die tatsächliche Entscheidung der US-Notenbank von dieser Erwartung abweicht? Genau dann spricht man von einer geldpolitischen Überraschung, und die Auswirkungen auf die Finanzmärkte können erheblich sein.

Beispiel: Erwartet der Markt mit hoher Wahrscheinlichkeit – etwa über 90 % – eine Zinspause, verkündet die Fed jedoch eine Erhöhung, kommt es fast immer zu scharfen Kursreaktionen. In solchen Fällen ist der sogenannte „Surprise-Effekt“ besonders ausgeprägt. Aktienmärkte reagieren häufig negativ, da höhere Zinsen tendenziell auf die Unternehmensgewinne drücken. Der US-Dollar gewinnt in der Regel an Stärke, während Anleihen an Wert verlieren. Auch Edelmetalle wie Gold können in diesen Momenten stark schwanken.

Andersherum kann eine unerwartete Zinssenkung als expansives Signal interpretiert werden – besonders, wenn die Märkte mit einer Pause gerechnet hatten. Das kann kurzfristig zu steigenden Kursen an den Aktienmärkten führen, aber auch Unsicherheit erzeugen, falls diese Entscheidung als Krisenreaktion gedeutet wird.

Ein wichtiger Punkt: Das FedWatch Tool zeigt Erwartungen, keine Garantien. Auch wenn die Wahrscheinlichkeiten auf echten Handelsdaten beruhen, besteht immer die Möglichkeit, dass sich die Fed anders entscheidet – etwa, weil sie Zugang zu Informationen hat, die der Öffentlichkeit noch nicht vorliegen. Deshalb ist es für Anleger und Trader essenziell, nicht nur auf die dominierende Wahrscheinlichkeit zu schauen, sondern auch Szenarien durchzuspielen, bei denen sich der Markt irrt. Wer sich auf mögliche Überraschungen vorbereitet, kann Risiken besser kontrollieren – und Chancen schneller erkennen.