Das FedWatch Tool liefert Informationen über die zukünftige US-leitzinsentwicklungDie Entscheidungen der US-Notenbank gehören zu den einflussreichsten Ereignissen im globalen Finanzsystem. Sie bestimmen die Richtung für Anleihezinsen, Aktienmärkte, Währungen und Rohstoffe. Doch wer wissen möchte, wie sich der Leitzins der Fed entwickeln könnte, verlässt sich längst nicht mehr nur auf Expertenmeinungen oder Pressekonferenzen. Hier kommt ein besonderes Werkzeug ins Spiel: Das Fed Watch Tool wird von der CME Group bereitgestellt und basiert auf den Kursen sogenannter Federal Funds Futures. Diese börsengehandelten Zinskontrakte spiegeln die Erwartungen institutioneller Anleger wider. Aus den Preisbewegungen leitet das Tool ab, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Markt bei der nächsten Fed-Sitzung eine Zinserhöhung, -senkung oder eine Zinspause erwartet. Die Wahrscheinlichkeiten werden in Prozent angegeben und aktualisieren sich in Echtzeit.

Diese Seite zeigt, wie das FedWatch Tool funktioniert, wie man es richtig interpretiert und wie die Prognosen einzuordnen sind. Darüber hinaus finden sich hier praktische Anwendungshinweise, ein Link zur Originalquelle und aktuelle Einschätzungen zur kommenden Fed-Sitzung. Stand 4. Mai 2025 liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinspause bei 97,2 %, während nur 2,8 % mit einer Zinssenkung rechnen.

Faktenbox FedWatch Tool einfach erklärt

Das FedWatch Tool zeigt auf Basis von Federal Funds Futures Terminmarktdaten, wie wahrscheinlich der Markt bei einer kommenden Fed-Sitzung eine Zinserhöhung, -senkung oder -pause erwartet.

 

Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ist es entscheidend zu wissen, was der Markt erwartet – und nicht nur, was Zentralbanken sagen. Das FedWatch Tool bietet hierfür eine datenbasierte Grundlage. Es ersetzt keine eigene Analyse, liefert aber einen objektiven Einblick in die kollektive Einschätzung der Märkte. Wer wirtschaftliche Entwicklungen frühzeitig erkennen möchte, findet in diesem Tool ein unverzichtbares Hilfsmittel.

 

 

Die Berechnung des Fed Watch Tool

Das FedWatch Tool nutzt die Preise von Federal Funds Futures, um daraus Wahrscheinlichkeiten für künftige Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed zu berechnen. Diese Futures sind börsengehandelte Verträge, die sich auf den durchschnittlichen Tagesgeldsatz der US-Zentralbank für einen bestimmten Kalendermonat beziehen. Aus dem aktuellen Preis des jeweiligen Kontrakts lässt sich ein implizierter Zinssatz ableiten.

Die Methode beruht auf einer einfachen mathematischen Formel: Der erwartete Zinssatz ergibt sich aus dem Kontraktpreis, indem dieser vom Basiswert 100 subtrahiert wird. Ein Futures-Preis von 95,75 entspricht also einem erwarteten Zinssatz von 4,25 %. Das Tool vergleicht dann alle verfügbaren Kontrakte mit dem aktuellen Leitzins und berechnet daraus die Wahrscheinlichkeiten für verschiedene Zinsschritte bei einer bestimmten Fed-Sitzung.

Dabei entsteht eine Wahrscheinlichkeitsverteilung, die zeigt, wie wahrscheinlich der Markt eine Zinserhöhung, -senkung oder einen gleichbleibenden Zins erwartet. Diese Daten gelten als besonders zuverlässig, weil sie auf echtem Handelsvolumen und realen Investitionen basieren – nicht auf Umfragen oder Meinungen.

Das Fed Watch Tool visualisiert diese Wahrscheinlichkeiten in Tabellen und Balkendiagrammen. So erhalten Anleger und Analysten eine transparente Einschätzung der aktuellen Markterwartung – oft lange bevor eine offizielle Entscheidung fällt. Wer verstehen möchte, wie sich die Prognosen zusammensetzen, sollte die Methodik kennen. Denn die Formel hinter dem Tool ist zwar einfach, ihre Auswirkungen auf das Marktverhalten sind oft erheblich.

Details

Das Fed Watch Tool der CME Group basiert auf Federal Funds Futures, also börsengehandelten Terminkontrakten auf den effektiven US-Leitzins. Jeder dieser Futures repräsentiert den durchschnittlichen Zinssatz für einen bestimmten Kalendermonat, wie er von der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) gesteuert wird.

Der Kontraktpreis eines Federal Funds Future spiegelt den vom Markt erwarteten Zinssatz wider. Die Umrechnung erfolgt nach der Formel:

Erwarteter Zinssatz = 100 − Futures-Preis
Beispiel: Ein Preis von 95,25 bedeutet eine erwartete Fed Funds Rate von 4,75 %.

Für die Analyse einer konkreten Fed-Sitzung betrachtet das FedWatch Tool alle relevanten Kontrakte, deren Gültigkeit den Entscheidungstermin abdeckt. Es ermittelt dann, wie stark die einzelnen Szenarien – etwa Zinspause, Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte oder Zinssenkung – im aktuellen Marktpreis eingepreist sind.

Die Berechnung erfolgt in mehreren Schritten:

  • Festlegung aller möglichen Zielzinssätze (in 0,25 %-Schritten, z. B. 4,75 %, 5,00 %, 5,25 %)
  • Bestimmung der impliziten Wahrscheinlichkeiten durch Vergleich der Futures-Preise mit den jeweiligen Zinsszenarien
  • Normalisierung auf 100 %, um eine verteilte Wahrscheinlichkeitsgrafik zu erzeugen

Die Methode berücksichtigt zusätzlich:

  • Zeitgewichtung, falls eine Sitzung nicht am Monatsanfang liegt
  • Marktvolumen und Liquidität, um unrealistische Preise zu ignorieren
  • Rundungsregeln, um minimale Schwankungen zu glätten

Das Ergebnis ist eine Verteilung, die angibt, wie wahrscheinlich der Markt ein bestimmtes Zinsergebnis für eine bevorstehende Sitzung erwartet. Diese Wahrscheinlichkeiten aktualisieren sich kontinuierlich und gelten als hochgradig marktnah, da sie auf echtem Handelsverhalten und Kapitalallokation basieren – nicht auf Schätzungen oder Umfragen.

Was bringt mir das Tool konkret? (Anwendung für Nutzer)

Das FedWatch Tool der CME Group ist nicht nur für Analysten oder institutionelle Investoren interessant – auch Privatanleger und wirtschaftlich Interessierte können davon konkret profitieren. Das Tool bietet eine datenbasierte Einschätzung, wie wahrscheinlich bestimmte Zinsschritte der US-Notenbank Federal Reserve bei einer anstehenden Sitzung sind. Diese Informationen können helfen, eigene Entscheidungen rund um Geldanlage, Timing und Risikobewertung fundierter zu treffen.

Für Privatanleger bedeutet das beispielsweise: Steht eine Zinserhöhung unmittelbar bevor, könnten US-Staatsanleihen an Attraktivität gewinnen – ebenso wie der US-Dollar. Wer dagegen mit einer Zinssenkung rechnet, profitiert tendenziell von steigenden Goldpreisen oder positiven Impulsen für Aktien. Auch bei Festgeld- oder Tagesgeldentscheidungen kann die Kenntnis künftiger Zinserwartungen von Vorteil sein, insbesondere im Vergleich zu europäischen Entwicklungen.

Trader nutzen das Tool häufig, um sich auf erhöhte Volatilität rund um Fed-Termine einzustellen. Denn wenn der Markt vom erwarteten Zinspfad abweicht, kann es kurzfristig zu starken Ausschlägen kommen. Auch für langfristig orientierte Anleger ist das Tool hilfreich, um die geldpolitische Großwetterlage besser einordnen zu können. Damit wird sichtbar, wie die Märkte ticken – und das oft schon Tage oder Wochen vor der eigentlichen Entscheidung.

Was bedeutet die Zinserwartung laut FedWatch Tool für die Märkte?

Die Tabelle 1  fasst typische Reaktionen an den Finanzmärkten zusammen, die sich aus unterschiedlichen Zinserwartungen ergeben. Sie zeigt für jede Hauptvariante – Zinserhöhung, Zinspause oder Zinssenkung – auf, welche Bewegungen in Währungen, Anleihen, Aktien und Rohstoffen typischerweise zu erwarten sind. Damit dient sie Anlegern, Analysten und ökonomisch Interessierten als praktische Orientierungshilfe.
Wird eine Zinserhöhung erwartet, reagiert der US-Dollar in der Regel mit Stärke. Gleichzeitig geraten Aktienmärkte, insbesondere zinssensitive Sektoren wie Technologie, unter Druck. Die Kurse von Anleihen sinken, da deren Renditen steigen. Auch Gold verliert häufig an Attraktivität.
Bei einer Zinspause bleiben Märkte oft stabil. Es gibt keine klaren Signale, die Volatilität ist niedrig, und Anleger verhalten sich zurückhaltend. Diese Phase gilt häufig als Übergangszeit.
Eine erwartete Zinssenkung schwächt meist den US-Dollar, während Gold und Anleihen davon profitieren. Aktienmärkte reagieren tendenziell positiv – sofern die Maßnahme nicht als Krisensignal verstanden wird. Die Tabelle hilft dabei, Marktverhalten besser einzuordnen.

Tabelle 1: Was bedeutet die Zinserwartung laut FedWatch Tool für die Märkte

Erwartung laut Tool Mögliche Marktreaktion
Zinserhöhung US-Dollar steigt, Aktien schwächer (v.a. Tech), Anleihen verlieren (Renditen steigen), Goldpreis schwächer
Zinspause Stabile Märkte, geringe Volatilität, keine klare Richtung, Investoren warten ab
Zinssenkung US-Dollar fällt, Goldpreis steigt, Anleihen steigen (Renditen sinken), Aktien tendenziell positiv – außer bei Krisensignal

Mini-Rechner: Was sagt der Futures-Preis aus? (Zinssatz selbst berechnen)

Das FedWatch Tool basiert auf einem einfachen, aber effektiven Prinzip: Es übersetzt Futures-Preise in implizite Zinserwartungen. Wer das Grundprinzip versteht, kann mit wenigen Rechenschritten selbst aus dem Kurs eines Federal Funds Futures den erwarteten Zinssatz ableiten. Diese Information ist vor allem dann hilfreich, wenn man sich unabhängig vom Tool einen schnellen Überblick verschaffen möchte – oder gezielt einzelne Kontrakte analysieren will.

Die Berechnungsformel lautet:

Erwarteter Zinssatz (in %) = 100 − Futures-Preis

Ein Beispiel: Wenn der Preis eines bestimmten Kontrakts bei 94,75 liegt, ergibt sich ein erwarteter Zinssatz von 5,25 %. Liegt der Preis bei 95,50, entspricht das einem erwarteten Zinsniveau von 4,50 %. Diese einfache Subtraktion kann direkt auf alle verfügbaren Kontrakte angewendet werden – besonders auf jene, die den Monat einer konkreten Fed-Sitzung betreffen.

Wer noch genauer rechnen möchte, kann auch die Zeitgewichtung berücksichtigen – etwa wenn eine Fed-Sitzung nicht direkt am Monatsanfang liegt. In diesem Fall werden mehrere Zinsszenarien mit einem anteiligen Monatsgewicht kombiniert. Das ist komplexer, lässt sich aber in Tabellenform darstellen – oder eben mit einem Mini-Rechner, wie ihn viele professionelle Plattformen anbieten.

Wie oft sollte ich das Fed Watch Tool anschauen?

Das FedWatch Tool liefert laufend aktualisierte Wahrscheinlichkeiten für künftige Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed. Doch wie häufig lohnt sich ein Blick auf diese Zahlen? Die Antwort hängt davon ab, wie intensiv man sich mit Finanzmärkten beschäftigt – grundsätzlich gilt aber: Wer das Tool regelmäßig beobachtet, erkennt Veränderungen in der Markterwartung oft früher als viele Medienberichte.

Für langfristige Anleger reicht es meist aus, das Tool in der Woche vor einem anstehenden Zinsentscheid der Fed zu prüfen. Zu diesem Zeitpunkt verdichten sich die Erwartungen der Märkte, und größere Verschiebungen werden sichtbar. Besonders aufschlussreich ist der Zeitraum drei bis fünf Tage vor der Sitzung: Hier bildet sich oft ein klares Bild, wie die Mehrheit der Marktteilnehmer die Lage einschätzt.

Trader oder Analysten, die stärker auf kurzfristige Marktbewegungen reagieren, schauen deutlich häufiger ins Tool – teilweise täglich. Gerade wenn sich Inflationsdaten oder US-Konjunkturindikatoren verändern, kann es zu plötzlichen Umschichtungen im Erwartungsprofil kommen. Auch am Tag der Sitzung selbst lohnt ein letzter Blick, da die Wahrscheinlichkeiten bis zur Markteröffnung noch Schwankungen unterliegen können.

Ein häufiger Fehler besteht darin, das Tool nur einmal zu prüfen und die Erwartung als fix anzusehen. Doch wie jeder Marktmechanismus ist auch das FedWatch Tool dynamisch – neue Daten, Kommentare von Notenbankmitgliedern oder geopolitische Ereignisse können die Einschätzung binnen Stunden verändern. Wer Zinsentscheidungen verstehen will, sollte deshalb nicht nur auf den Zeitpunkt der Sitzung achten, sondern die Entwicklung der Erwartung kontinuierlich verfolgen.

Wo finde ich die offiziellen Futures-Kontrakte? (Datenquellen & Tools)

Das FedWatch Tool selbst stellt eine grafisch aufbereitete Übersicht dar, die direkt aus den Kursen der Federal Funds Futures abgeleitet wird. Doch wer tiefer einsteigen oder die Daten selbst prüfen möchte, kann die zugrunde liegenden Futures-Kontrakte auch direkt einsehen. Diese sind öffentlich zugänglich und können über verschiedene Finanzportale oder direkt auf der Webseite der CME Group abgerufen werden.

Die wichtigste Quelle ist die CME Group, also die Börse, an der diese Zins-Futures gehandelt werden. Unter dem Bereich „Interest Rates“ finden sich dort alle aktuellen Federal Funds Futures – inklusive Kontraktdetails, Preisentwicklung, Handelsvolumen und historischen Daten. Für jede Fälligkeit (monatlich) gibt es einen separaten Kontrakt, der jeweils das erwartete Zinsniveau für diesen Kalendermonat repräsentiert.

Auch Finanzportale wie Bloomberg, Reuters, Yahoo Finance oder Investing.com stellen Zinsdaten und Futurespreise zur Verfügung – allerdings oft verzögert und weniger spezialisiert. Für private Anleger reicht das meist aus, während institutionelle Nutzer auf Echtzeitdaten setzen.

Was bedeutet es, wenn der Markt falsch liegt? (Fehlprognosen & Überraschungen)

Das FedWatch Tool zeigt, wie der Markt aktuelle Zinserwartungen einschätzt – doch was passiert, wenn die tatsächliche Entscheidung der US-Notenbank von dieser Erwartung abweicht? Genau dann spricht man von einer geldpolitischen Überraschung, und die Auswirkungen auf die Finanzmärkte können erheblich sein.

Beispiel: Erwartet der Markt mit hoher Wahrscheinlichkeit – etwa über 90 % – eine Zinspause, verkündet die Fed jedoch eine Erhöhung, kommt es fast immer zu scharfen Kursreaktionen. In solchen Fällen ist der sogenannte „Surprise-Effekt“ besonders ausgeprägt. Aktienmärkte reagieren häufig negativ, da höhere Zinsen tendenziell auf die Unternehmensgewinne drücken. Der US-Dollar gewinnt in der Regel an Stärke, während Anleihen an Wert verlieren. Auch Edelmetalle wie Gold können in diesen Momenten stark schwanken.

Andersherum kann eine unerwartete Zinssenkung als expansives Signal interpretiert werden – besonders, wenn die Märkte mit einer Pause gerechnet hatten. Das kann kurzfristig zu steigenden Kursen an den Aktienmärkten führen, aber auch Unsicherheit erzeugen, falls diese Entscheidung als Krisenreaktion gedeutet wird.

Ein wichtiger Punkt: Das FedWatch Tool zeigt Erwartungen, keine Garantien. Auch wenn die Wahrscheinlichkeiten auf echten Handelsdaten beruhen, besteht immer die Möglichkeit, dass sich die Fed anders entscheidet – etwa, weil sie Zugang zu Informationen hat, die der Öffentlichkeit noch nicht vorliegen. Deshalb ist es für Anleger und Trader essenziell, nicht nur auf die dominierende Wahrscheinlichkeit zu schauen, sondern auch Szenarien durchzuspielen, bei denen sich der Markt irrt. Wer sich auf mögliche Überraschungen vorbereitet, kann Risiken besser kontrollieren – und Chancen schneller erkennen.