Die Europäische Zentralbank steuert über 3 verschiedene Zinssätze die Geldpolitik im Euroraum. Einer davon ist besonders bedeutsam für Banken. Er wirkt im Hintergrund, beeinflusst aber direkt die Spar- und Kreditlandschaft: Der EZB-Einlagenzins ist jener Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken überschüssiges Geld bei der Zentralbank parken. Er gilt als untere Begrenzung im Zinssystem und ist damit eine wichtige Steuerungsgröße. Der Satz beeinflusst, wie teuer oder lohnend es für Banken ist, liquide Mittel bei der EZB zu deponieren. Je höher der Einlagezins, desto weniger Anreiz besteht, Geld ungenutzt zu lagern. Der Zinssatz wird von der EZB auf den geldpolitischen Sitzungen festgelegt. Der Einlagensatz ist aktuell 2,25%.
Aktuell liegt der Einlagenzins auf einem erhöhten Niveau, nachdem er im Zuge der Zinswende 2022 aus dem Negativbereich angehoben wurde. Über viele Jahre hinweg lag dieser Zinssatz im Minus, was Banken faktisch Strafzinsen bescherte. Diese Phase endete, als die Inflation stark anstieg und geldpolitische Straffung notwendig wurde.
Faktenbox Einlagenzins der EZB
Einlagenzins aktuell: 2,25%
nächste mögliche Änderung: 5. Juni 2025
Prognose: -25 Basispunkte auf nächster EZB Sitzung
Veränderung 2025 bis Mai: -0,75%
Die Wirkung des EZB-Einlagensatzes ist vielschichtig. Einerseits beeinflusst er unmittelbar das Zinsniveau am Geldmarkt. Andererseits spüren auch Verbraucher und Unternehmen indirekt seine Effekte. Banken passen ihre Konditionen für Spar- und Kreditprodukte in Reaktion auf Änderungen dieses Satzes an. Tagesgeldzinsen, Festgeldangebote oder kurzfristige Kreditzinsen reagieren oft schneller auf den Einlagezins als auf andere EZB-Leitzinsen.
Historisch betrachtet war der Einlagensatz selten ein Thema für die Öffentlichkeit. Erst mit dem Beginn der Negativzinsära rückte er verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Von 2014 bis 2022 bewegte er sich unter null, ein Novum in der Geschichte der EZB. Diese Entwicklung diente dem Ziel, Investitionen zu fördern und Inflation wieder in Richtung Zielmarke zu lenken.
Inzwischen hat sich das Bild gewandelt. Die EZB verfolgt einen restriktiveren Kurs, um die Teuerung unter Kontrolle zu bringen. Der Einlagensatz fungiert dabei als Hauptinstrument. Viele Marktbeobachter achten inzwischen stärker auf diesen Zinssatz als auf den Hauptrefinanzierungssatz, der früher als Leitgröße galt.
Prognosen zum weiteren Verlauf des Einlagezinses sind eng mit der Inflationsentwicklung verbunden. Sollte die Inflation im Euroraum weiter zurückgehen, könnte die EZB 2025 weiter Zinssenkungen vornehmen. In diesem Fall würde der Einlagensatz schrittweise gesenkt, möglicherweise um 25 bis 75 Basispunkte im Jahresverlauf. Bleibt der Preisauftrieb dagegen stabil hoch, dürften Änderungen ausbleiben.
Die Bedeutung dieses Zinsinstruments wird künftig weiter steigen. Viele Banken orientieren ihre Zinsentscheidungen inzwischen direkt am Einlagensatz. Für Sparer kann sich eine Veränderung des Satzes zeitnah auf die Attraktivität von Tages- und Festgeldprodukten auswirken.
Ein detaillierter Blick auf die historische Entwicklung zeigt klare Muster. In Phasen hoher Inflation stieg der Einlagensatz mehrfach deutlich. Umgekehrt wurde er in wirtschaftlich schwachen Perioden gesenkt, um Liquidität zu fördern. Dieser Mechanismus macht den Einlagensatz zu einem sensiblen, aber wirksamen geldpolitischen Werkzeug.
Inhalt
Aktueller EZB Einlagenzins
Die aktuelle Zinspolitik der Europäischen Zentralbank steht im Zeichen geldpolitischer Normalisierung. Nach mehreren kräftigen Zinsschritten in den Jahren 2022 und 2023 folgte eine Phase stabiler Leitzinsen. Erst danach begannen wieder leichte Anpassungen.
Der aktuelle Einlagenzins der EZB beträgt 2,25 % (Stand: 07.05.2025).
Der EZB Einlagensatz liegt derzeit bei 2,25 %. Dieser Wert wurde bei der jüngsten Zinssitzung im März 2025 bestätigt. Damit bleibt der Satz auf einem Niveau, das leicht restriktiv wirkt und weiter zur Eindämmung der Inflation beiträgt. Die EZB signalisiert zugleich Wachsamkeit gegenüber Konjunkturrisiken.
Für Banken bedeutet dieser Zins, dass sie für bei der Notenbank geparkte Guthaben eine moderate Verzinsung erhalten. Das beeinflusst ihr Anreizsystem, kurzfristige Überschüsse zu verleihen oder zu investieren. In der Folge reagieren auch Spar- und Geldmarktzinsen spürbar auf Veränderungen des Einlagezinses.
Die nächste Entscheidung über den Einlagensatz wird im Juni 2025 erwartet. Marktteilnehmer spekulieren auf eine leichte Senkung, sollten sich Inflation und Konjunkturdaten weiter abschwächen. Solche Erwartungen schlagen sich bereits im Euribor 3 Monate nieder, der als Referenzsatz am Geldmarkt dient.
Abbildung 1: Aktueller Einlagenzins der EZB. quelle: bundesbank.de
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Ausblick auf die Entwicklung des EZB Einlagenzinses
Der aktuelle Einlagenzins der EZB liegt bei 2,25 % (Stand: Mai 2025). Angesichts der rückläufigen Inflation und moderaten Wachstumsprognosen wird erwartet, dass die EZB den Zinssatz im weiteren Jahresverlauf leicht senkt. Einige Banken rechnen bis Ende 2025 mit einem Niveau zwischen 1,75 und 2,00 %. Auch der Markt für Zinsderivate preist leichte Lockerungen ein. Der Einlagenzins dürfte daher zunächst nur schrittweise angepasst werden – abhängig von der Inflationsentwicklung und der konjunkturellen Lage.
→ Zur vollständigen EZB-Leitzins-Prognose
Entwicklung
Die Entwicklung des Einlagenzinses der Europäischen Zentralbank (EZB) seit 1999 spiegelt zentrale wirtschaftliche und geopolitische Ereignisse wider (Abbildung 2). Während zu Beginn der Euro-Einführung stabile Zinsen um 2 % herrschten, setzte bereits 1999 eine erste Senkung ein, die auf Konjunktursorgen in der Eurozone reagierte. Der Einlagenzins der EZB stieg jedoch ab dem Jahr 2000 kontinuierlich auf 3,75 % an – Ausdruck einer robusten Wachstumsphase und steigender Inflationserwartungen.
Abbildung 2: Entwicklung der Einlagefazilität (Einlagenzins) der EZB seit 1999. Quelle: bundesbank.de
Im Herbst 2001 erfolgte mit den Terroranschlägen vom 11. September eine abrupte geldpolitische Kehrtwende. Der Einlagenzins wurde deutlich gesenkt, um die erwarteten wirtschaftlichen Schäden abzufedern. Dieser Trend setzte sich in den Folgejahren fort. Zwischen 2003 und 2005 bewegte sich der Zinssatz auf einem niedrigen Niveau um 1 %, bedingt durch eine schwache Konjunktur in Europa und deflationäre Tendenzen.
Die expansive Geldpolitik wurde ab 2006 vorsichtig zurückgenommen. In einem Umfeld globalen Wachstums hob die EZB den Einlagenzins bis Mitte 2008 auf 3,25 % an. Doch im Zuge der weltweiten Finanzkrise nach der Lehman-Pleite 2008 fiel der Zins rasant auf 0,25 % – ein geldpolitisches Notfallinstrument zur Stabilisierung der Banken. Die darauffolgenden Jahre waren geprägt von der europäischen Schuldenkrise. Die EZB senkte den Zins 2012 erstmals auf 0 % und ab 2014 in den negativen Bereich. Diese Phase der Negativzinsen diente der Inflationsanhebung und sollte Investitionen sowie Konsum anregen.
Fast ein Jahrzehnt lang verharrte der Einlagenzins unter null – ein historischer Ausnahmezustand. Die geldpolitische Wende begann erst 2022. Im Zuge der stark gestiegenen Inflation infolge des Ukrainekriegs und der Energiekrise hob die EZB den Zinssatz ab Juli 2022 in mehreren Schritten an. Der Einlagenzins erreichte im September 2023 ein Hoch von 4 %, der höchste Wert in der Geschichte des Euro-Raums. Diese straffe Geldpolitik zielte auf eine wirksame Inflationsbekämpfung.
Ab Mitte 2024 zeichnete sich jedoch eine konjunkturelle Abkühlung ab. Die EZB reagierte erneut mit einer Senkung des Einlagenzinses. Zum Jahresbeginn 2025 betrug er 2,75 % und fiel im Mai auf 2,25 %. Damit setzte sich ein geldpolitischer Kurswechsel fort, der erneut auf wachstumsfördernde Impulse und Preisstabilität in einem sich abschwächenden Umfeld ausgerichtet ist.
Download
Hier können Sie Daten zur Einlagefazilität downloaden
Download: EZB Einlagenzins Entwicklung ab 1999 als Excel Tabelle
Wirkung auf Verbraucher, Sparer und Banken
Zinspolitik der Zentralbanken ist mehr als ein abstraktes Steuerungsinstrument für Finanzmärkte. Ihre Effekte sind im Alltag spürbar. Auch wenn die Zusammenhänge nicht sofort erkennbar sind, beeinflussen geldpolitische Maßnahmen viele wirtschaftliche Entscheidungen.
Der EZB Einlagensatz entfaltet seine Wirkung auf mehreren Ebenen. Für Banken bedeutet ein hoher Einlagezins, dass sie liquide Mittel zu attraktiveren Konditionen parken können. Dies reduziert kurzfristig den Anreiz zur Kreditvergabe und verknappt die Geldmenge im Umlauf. Umgekehrt führt ein niedriger oder negativer Einlagensatz dazu, dass Banken verstärkt in risikobehaftete Anlagen oder in die Kreditvergabe ausweichen.
Für Verbraucher zeigt sich der Einfluss meist indirekt. Steigt der Einlagensatz, reagieren viele Banken mit höheren Tagesgeldzinsen. Auch Festgeldangebote werden attraktiver. In Phasen niedriger Einlagezinsen dagegen bleiben Sparzinsen am Boden, was langfristige Vermögensbildung erschwert. Besonders relevant ist dies für risikoaverse Haushalte.
Unternehmen sind ebenfalls betroffen. Höhere Einlagezinsen bedeuten oft eine Verteuerung kurzfristiger Unternehmenskredite. Investitionen werden verzögert oder reduziert. Gleichzeitig profitieren Firmen mit hohen Liquiditätsreserven, da sie für geparktes Kapital wieder Zinsen erhalten. Auch dies beeinflusst die Investitionsbereitschaft.
Die Wirkung des Einlagensatzes reicht sogar bis an die Börsen. Ein höherer Zins senkt die Attraktivität risikoreicher Anlagen. Aktienmärkte reagieren mitunter empfindlich auf Anhebungen. Umgekehrt können Zinssenkungen zu neuen Kursimpulsen führen, insbesondere in zinssensitiven Sektoren.
Insgesamt zeigt sich: Der Einlagensatz ist kein technisches Randthema. Er beeinflusst Sparer, Kreditnehmer und Unternehmen gleichermaßen. Daher lohnt es sich, seine Entwicklung regelmäßig zu beobachten und bei Finanzentscheidungen mitzudenken.