Nach dem erneuten Amtsantritt Donald Trumps rücken das Verhältnis zur US-Notenbank Federal Reserve und ihr Vorsitzender Jerome Powell wieder ins Zentrum der amerikanischen Finanzpolitik. Präsident Trump erhöht in den vergangenen Wochen spürbar den politischen Druck auf Powell und die Notenbank. Die Diskussion um eine vorzeitige Ablösung des Fed-Chefs erreicht ein neues Niveau, weil Trump den Kostenanstieg bei der Sanierung der Fed-Zentrale in Washington als Anlass für scharfe Kritik nutzt. Das Thema beschäftigt Medien, Märkte und politische Beobachter gleichermaßen.
Jerome Powell führt die US-Notenbank seit Februar 2018. Präsident Joe Biden bestätigte ihn 2022 im Amt, sodass die zweite Amtszeit regulär erst im Mai 2026 endet. Laut Gesetz lässt sich ein Fed-Chef nur aus schwerwiegenden Gründen abberufen – etwa bei Amtsmissbrauch, Straftaten oder nachgewiesener Dienstunfähigkeit. Politische Differenzen reichen nicht aus, um eine Entlassung durchzusetzen. Dennoch verfolgt Trump die Strategie, Powell durch die öffentliche Debatte über angebliche Fehlentscheidungen und insbesondere durch die Kritik an der Renovierung des Fed-Gebäudes unter Druck zu setzen.
Im Fokus der Kritik steht aktuell die umfassende Sanierung des historischen Fed-Hauptquartiers in Washington. Während der ursprüngliche Kostenrahmen bereits bei rund 1,8 Milliarden Dollar lag, stiegen die veranschlagten Ausgaben inzwischen auf über 2,5 Milliarden Dollar. Trumps Team spricht von „Luxusprojekten“, bemängelt unter anderem VIP-Aufzüge, Dachterrassen und einen als überzogen empfundenen Komfortanspruch. Wirtschaftliche Berater wie Kevin Hassett werfen die Frage auf, ob die explodierenden Kosten eine „for cause“-Entlassung rechtfertigen könnten. In den Medien und sozialen Netzwerken verstärkt sich so der Eindruck, Trump suche gezielt nach einer formaljuristischen Begründung für Powells Ablösung.
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Reaktionen von Powell und den Märkten auf die Versuche einer vorzeitigen Ablösung
Jerome Powell reagiert proaktiv auf die Vorwürfe. Er beauftragt den unabhängigen Inspector General der Federal Reserve, Michael Horowitz, mit einer umfassenden Prüfung aller Bau- und Sanierungskosten. In öffentlichen Stellungnahmen weist Powell darauf hin, dass Inflation, gestiegene Materialpreise sowie neue gesetzliche Vorgaben für den Kostenanstieg verantwortlich sind. Zudem betont er, dass keine Luxusausstattungen wie private Fahrstühle oder Dachterrassen Teil des Bauprojekts seien. Der Schritt zur unabhängigen Prüfung signalisiert, dass Powell vollständige Transparenz schaffen und den politisch motivierten Angriffen die Grundlage entziehen will.
Die Märkte reagieren sensibel auf die anhaltende politische Debatte. Analysten großer US-Banken warnen, dass die Unabhängigkeit der Notenbank in Gefahr geraten könnte, falls Trump tatsächlich eine Entlassung Powells durchsetzt oder massiv Einfluss nimmt. Eine solche Entwicklung würde als Signal für politische Eingriffe in die Geldpolitik verstanden und könnte weitreichende Konsequenzen haben – vom Vertrauensverlust bei internationalen Investoren bis hin zu Turbulenzen an den Anleihe- und Devisenmärkten. In Expertenkreisen gilt die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Absetzung jedoch weiterhin als sehr gering. Die gesetzlichen Hürden sind hoch, und bislang fehlt jeder Nachweis für persönliches Fehlverhalten Powells.
Obwohl die rechtlichen und institutionellen Barrieren eine vorzeitige Ablösung unwahrscheinlich erscheinen lassen, erzeugt die ständige Diskussion erhebliche Unsicherheit. Trump bleibt seinem Stil treu und versucht, öffentlichen und parteiinternen Druck so zu bündeln, dass sich die Führung der Fed zu vorsichtigen geldpolitischen Schritten gezwungen sieht. Die Debatte um Jerome Powell und die künftige Rolle der Federal Reserve dürfte die Wirtschaftspolitik der USA noch länger prägen. Entsprechend aufmerksam beobachten Märkte und Medien jede weitere Entwicklung, denn die institutionelle Unabhängigkeit der Notenbank bleibt ein zentraler Faktor für das Vertrauen in das amerikanische Finanzsystem.