Euribor 6 Monate - Fachseite Der Referenzzins für kurzfristige Finanzierungen in Europa wird täglich aktualisiert und spielt eine zentrale Rolle für Banken und Kreditnehmer. Zahlreiche Finanzprodukte wie variable Kredite oder kurzfristige Anleihen orientieren sich an diesem Zinsmaßstab.

Der Euribor 6 Monate ist dabei ein besonders wichtiger Zinssatz, da er die durchschnittlichen Refinanzierungskosten der Banken über ein halbes Jahr widerspiegelt. Dieser Wert dient unter anderem als Grundlage für Baufinanzierungen, Unternehmenskredite oder Floating-Rate-Anleihen. Er liegt in der Mitte zwischen dem kurzfristigen 3-Monats-Euribor und der längeren 12-Monats-Variante und wird häufig für Finanzierungen mit mittlerem Zinsbindungsintervall verwendet.

Die aktuelle Entwicklung des Euribor 6 Monate ist eng mit den geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) verknüpft. Er steigt typischerweise, wenn die EZB die Leitzinsen anhebt, und fällt bei einer expansiven Geldpolitik. Prognosen von Banken und Analysten helfen dabei, künftige Zinsniveaus einzuschätzen – diese Erwartungen fließen direkt in den Marktzinssatz ein. Eine steigende Inflation oder reduzierte Überschussliquidität kann zu einem höheren Euribor führen, während eine Rezession tendenziell dämpfend wirkt.

Euribor 6 Monate aktuell 22. Mai 2025 = 2,118%

 

Für Verbraucher ist der 6-Monats-Euribor besonders dann relevant, wenn der Kreditzins nicht festgeschrieben ist, sondern regelmäßig angepasst wird. Bei vielen Banken findet die Zinsanpassung halbjährlich auf Basis dieses Referenzwerts statt. Auch bei der Bewertung von Investmentfonds oder strukturierten Produkten spielt der Zinssatz eine Rolle.

Die historische Entwicklung zeigt, dass der 6M Euribor in Niedrigzinsphasen sogar negativ ausfallen konnte. Seit dem Beginn des Zinsanstiegs 2022 hat sich das Bild jedoch gewandelt – aktuelle Werte und Prognosen deuten auf ein anhaltend positives Niveau hin. Ein strukturierter Überblick über die Zeitreihe sowie Prognosetabellen und Einschätzungen von Analysten helfen dabei, zukünftige Entwicklungen besser einzuordnen.

Empfehlung: Euribor Prognose 2026

Euribor 6 Monate aktuell 22. Mai 2025 2,118% ➜ Tendenz rückläufig

Wie ist die zeitnahe Entwicklung dieses Referenzzinssatzes (Tabelle 1)? Der Euribor 6 Monate ist in den letzten Monaten 2025 rückläufig.
Am 22. Mai beträgt der aktuelle Zinssatz 2,118%

Tabelle 1: Monatliche Entwicklung des Euribor 6 Monate in 2025. Quelle: bundesbank.de

Datum 6M Euribor [%]
Januar 2025 2,614
Februar 2025 2,460
März 2025 2,385
April 2025 2,202

Im Verlauf des Jahres 2025 zeigt sich beim 6-Monats-Euribor eine deutliche Abwärtstendenz. Der Zinssatz startet im Januar 2025 bei 2,614 % und markiert damit den höchsten Stand des betrachteten Zeitraums. Bereits im Februar fällt der Wert auf 2,460 %, was einen Rückgang von rund 15 Basispunkten bedeutet. Dieser Trend setzt sich im März fort: Mit 2,385 % sinkt der 6M Euribor weiter, wenn auch etwas moderater.

Im April 2025 kommt es zu einem noch stärkeren Rückgang. Der Zinssatz fällt auf 2,202 %, was einem Rückgang von über 40 Basispunkten gegenüber dem Jahresbeginn entspricht. Insgesamt ergibt sich für die ersten vier Monate ein klarer Zinsrückgang um rund 41 Basispunkte. Diese Entwicklung spiegelt die zunehmenden Erwartungen einer geldpolitischen Lockerung durch die Europäische Zentralbank wider, die auf eine rückläufige Inflation und sich abschwächende Konjunkturdaten reagieren könnte.

Damit bestätigt sich die Rolle des 6-Monats-Euribor als sensibler Marktindikator für mittelfristige Zinserwartungen im Euroraum. Sollte sich der Trend fortsetzen, wäre in den Folgemonaten mit weiteren Senkungen zu rechnen.

Entwicklung und historische Kurse der Bundesbank

In der Abbildung 1 ist die langfristige Entwicklung des 6m Euribor dargestellt.

Nach einem starken Anstieg des Euribor 6 Monate im Jahr 2000, der im November mit 5,13 % seinen Höhepunkt erreichte, setzte ab Anfang 2001 eine langsame Abschwächung ein. Bis Oktober 2001 sank der Zinssatz deutlich auf 3,46 %, was auf die wirtschaftliche Abkühlung nach dem Platzen der Dotcom-Blase und den Ereignissen rund um den 11. September zurückzuführen war. Im weiteren Verlauf bewegte sich der Zinssatz im Jahr 2002 kontinuierlich abwärts und erreichte im Dezember 2002 2,89 %.

Euribor 6 Monate Entwicklung 2000 - 2025

Abbildung 1: Entwicklung des Euribor 6 Monate, Monatsmittelwerte von 2000 – 2025. Quelle: bundesbank.de

Besonders auffällig war die langanhaltende Phase niedriger Zinsen zwischen 2003 und 2005. Der 6M Euribor fiel im Juni 2003 auf 2,08 % und verharrte danach über Jahre hinweg in einer engen Spanne um die 2 %-Marke. Erst ab Oktober 2005, als sich das wirtschaftliche Umfeld in Europa stabilisierte, war wieder ein langsamer Anstieg zu beobachten. Ende 2006 lag der Wert bereits bei 3,79 %, im Mai 2007 kletterte er weiter auf 4,2 %.

Zwischen 2010 und 2011 kam es erneut zu einer leichten Straffung. Im April 2011 notierte der Zinssatz bei 1,62 %, stieg im Mai auf 1,71 % und erreichte im Juli 1,82 %. Diese Erhöhungen blieben jedoch nur von kurzer Dauer. Bereits ab Mitte 2012 setzte ein anhaltender Rückgang ein, ausgelöst durch die europäische Schuldenkrise. Besonders markant war der Rückgang ab August 2012, als der Zinssatz unter 0,6 % fiel und bis Ende 2013 kaum über 0,35 % hinauskam.

In den Jahren 2020 und 2021 verharrte der Euribor 6 Monate im tiefen negativen Bereich. Zwischen Juli 2020 und Dezember 2021 bewegte er sich stabil zwischen –0,52 % und –0,55 %. Erst im Jahr 2022 kam es zur Zinswende, die in einem eigenen Abschnitt behandelt wurde.

2025

Im Januar 2025 lag der Euribor 6 Monate bei 2,614 %. Im Vergleich zum Dezember 2024 mit 2,632 % blieb das Niveau nahezu unverändert. Die Geldmärkte zeigten sich zunächst abwartend, da die Europäische Zentralbank keine kurzfristigen Zinssenkungen signalisierte. Erst im Februar 2025 wurde eine leichte Abwärtsbewegung sichtbar: Der 6-Monats-Zinssatz fiel auf 2,46 %. Analysten deuteten dies als Vorgriff auf eine mögliche Lockerung der Geldpolitik im zweiten Quartal des Jahres.

Im März 2025 setzte sich der Abwärtstrend fort. Der 6M Euribor sank auf 2,385 % und reagierte damit auf eine Kombination aus rückläufiger Inflation und schwächerem Wirtschaftswachstum im Euroraum. Die Märkte preisten nun mit zunehmender Sicherheit erste Leitzinssenkungen der EZB ab Sommer 2025 ein. Auch die sinkende Nachfrage nach kurzfristiger Liquidität unter Banken trug zur weiteren Abwärtsbewegung bei.

Bis April 2025 fiel der Referenzzins auf 2,202 %. Damit lag er deutlich unter dem Vorjahreswert und näherte sich wieder einem Niveau, das zuletzt Mitte 2023 beobachtet wurde. Die Differenz zum Hochpunkt im Oktober 2023 von über 4 % zeigt, wie stark die Zinswende den Geldmarkt verändert hat. Die Erwartungen für das weitere Jahr deuten auf eine fortschreitende Normalisierung hin – unter der Voraussetzung, dass Inflationsdruck und Konjunkturlage weiterhin moderat bleiben.

Die kontinuierliche Senkung in den ersten vier Monaten 2025 zeigt eine klare Marktreaktion auf geldpolitische Signale und makroökonomische Entwicklungen. Der Euribor 6 Monate wird dabei zunehmend als Indikator für künftige EZB-Entscheidungen interpretiert – insbesondere in Bezug auf die nächste Phase des geldpolitischen Zyklus. Entsprechend behalten Investoren und Kreditnehmer diese Entwicklung genau im Blick.

Was ist der Euribor 6 Monate? (Definition & Funktion)

Viele Zinssätze entstehen nicht am freien Markt, sondern werden durch Referenzwerte bestimmt, die täglich neu berechnet werden. Besonders im europäischen Finanzsystem kommt diesen Benchmarks eine zentrale Rolle zu.

Der Euribor 6 Monate gehört zu den wichtigsten dieser Referenzzinssätze. Er gibt an, zu welchem durchschnittlichen Zinssatz sich europäische Geschäftsbanken untereinander Geld für sechs Monate leihen würden – ohne zusätzliche Sicherheiten. Die Berechnung erfolgt täglich durch die European Money Markets Institute (EMMI), die hierzu Meldungen von ausgewählten Panelbanken auswertet. Extremwerte werden dabei gestrichen, um Manipulationen oder Ausreißer zu vermeiden.

Im Unterschied zu kurzfristigeren Varianten wie dem 1-Monats- oder 3-Monats-Euribor und der längerfristigen 12-Monats-Variante, bildet der 6-Monats-Euribor eine Art Mittelwert. Er wird häufig als Basiszinssatz in Kreditverträgen mit variabler Verzinsung verwendet – etwa bei Hypotheken oder Unternehmenskrediten mit halbjährlicher Zinsanpassung. Auch bei der Bewertung von Anleihen mit variablen Kupons sowie bei Finanzinstrumenten wie Zins-Swaps oder Derivaten spielt der 6-Monats-Wert eine zentrale Rolle.

Der 6M Euribor ist kein politisch gesetzter Leitzins, sondern ein marktbasiertes Resultat. Dennoch hängt seine Höhe eng mit der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammen. Hebt die EZB ihre Leitzinsen an, steigen in der Regel auch die Euribor-Sätze – umgekehrt sinken sie bei einer expansiven Politik. Auch Faktoren wie Liquiditätsengpässe, Konjunkturerwartungen und Risikobewertungen fließen indirekt ein.

Für Kreditnehmer, Anleger und Unternehmen ist der Euribor 6 Monate daher ein zentraler Indikator zur Einschätzung der mittelfristigen Zinsentwicklung. Seine Bedeutung zeigt sich besonders in Phasen geldpolitischer Umbrüche oder wenn sich der Kapitalmarkt auf neue Richtungsentscheidungen einstellt. Entsprechend ist es sinnvoll, diesen Zinssatz nicht nur zu beobachten, sondern auch zu verstehen.

Anwendungsbeispiele des 6M Euribor im Alltag

Viele Verbraucher kommen mit Referenzzinssätzen meist nur indirekt in Berührung. Dennoch beeinflussen sie eine Vielzahl von Finanzprodukten im täglichen Leben. Besonders der Euribor 6 Monate spielt dabei eine bedeutende Rolle, da er häufig zur Zinsberechnung für variable Finanzierungen genutzt wird.

Ein zentrales Anwendungsbeispiel ist der variable Hypothekenkredit. Hier orientiert sich der Zinssatz regelmäßig an einem Euribor-Wert – oft am 6-Monats-Zinssatz. Die Bank berechnet den Kreditaufschlag auf Basis dieses Referenzzinses und passt den effektiven Zinssatz alle sechs Monate an. Sinkt der Euribor, verringert sich auch die Zinslast für den Kreditnehmer. Steigt er, erhöht sich die monatliche Belastung entsprechend.

Auch bei Unternehmenskrediten ist der 6M Euribor ein gängiger Referenzwert. Viele Firmen finanzieren sich flexibel und schließen Kreditverträge mit halbjährlicher Zinsanpassung ab. So können sie von günstigen Marktbedingungen profitieren – müssen aber gleichzeitig mögliche Zinsanstiege einkalkulieren.

Ein weiteres Beispiel findet sich im Bereich der Kapitalanlage. Anleihen mit variabler Verzinsung (Floating Rate Notes) verwenden den 6-Monats-Euribor als Berechnungsgrundlage für die Kuponhöhe. Diese wird in regelmäßigen Abständen neu festgelegt – je nach Entwicklung des Referenzzinses. Anleger erhalten so eine Verzinsung, die sich an aktuellen Marktgegebenheiten orientiert.

Auch bei der Preisbildung von Zinsderivaten, insbesondere Swaps, wird der Euribor 6 Monate häufig als Variable verwendet. Banken, Versicherungen und größere Investoren nutzen ihn zur Absicherung gegen Zinsänderungsrisiken.

Diese vielfältigen Anwendungen zeigen: Der Euribor 6 Monate ist kein abstrakter Finanzwert, sondern hat direkte Auswirkungen auf Kreditzinsen, Anlageprodukte und Unternehmensfinanzierungen im Alltag. Ein Verständnis für seine Funktionsweise kann helfen, Zinsrisiken besser zu bewerten.

Wie beeinflusst die EZB den Referenzzinssatz?

Der 6M Euribor ist ein marktbasiertes Zinsniveau, das täglich auf Basis von Angebots- und Nachfragekonditionen am Interbankenmarkt ermittelt wird. Dennoch spielt die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine zentrale Rolle bei der Bestimmung seiner Höhe.

Der wichtigste Einflussfaktor ist der EZB-Leitzins, insbesondere der Einlagenzinssatz, zu dem Banken überschüssiges Geld bei der Zentralbank parken können. Steigt dieser, steigen in der Regel auch die kurzfristigen Marktzinssätze, da sich Banken dann überlegen, ob sie ihr Kapital nicht lieber risikolos bei der EZB anlegen. In diesem Umfeld werden Refinanzierungen unter Banken teurer, was den Euribor 6 Monate nach oben treibt. Umgekehrt führt ein niedriger Einlagenzins dazu, dass Banken verstärkt untereinander Kredite vergeben – mit entsprechend niedrigeren Zinssätzen.

Ein zweiter Mechanismus ist die Liquiditätssteuerung der EZB. Durch gezielte Offenmarktgeschäfte kann sie die verfügbare Geldmenge am Markt erhöhen oder reduzieren. In Phasen expansiver Geldpolitik – etwa durch Anleihenkäufe oder langfristige Refinanzierungsgeschäfte – sinkt der Druck auf die Banken, sich untereinander zu finanzieren. Die Folge: Der Euribor fällt.

Zudem beeinflusst die Forward Guidance der EZB die Erwartungen der Marktteilnehmer. Gibt die Notenbank Hinweise auf künftige Zinsschritte, antizipieren Banken diese frühzeitig – was sich unmittelbar auf den Euribor auswirkt.

Die EZB steuert den Euribor also nicht direkt, hat aber über ihre Zinspolitik, Liquiditätsmaßnahmen und Kommunikationsstrategie erheblichen Einfluss. Für Kreditnehmer und Investoren ist es daher wichtig, nicht nur die aktuellen Euribor-Werte zu beobachten, sondern auch die geldpolitischen Signale der Zentralbank im Blick zu behalten.

Häufige Fragen zum Euribor 6 Monate

Was bedeutet der Euribor 6 Monate? Der Euribor 6 Monate ist ein Referenzzinssatz, zu dem sich europäische Banken für sechs Monate Geld leihen würden.

Wo wird der 6M Euribor verwendet? Er dient als Basiszins für viele variable Kredite, Hypotheken, Anleihen und Zinsderivate mit halbjährlicher Anpassung.

Wie wird der Euribor 6 Monate berechnet? Er ergibt sich aus dem Durchschnitt der Tagesmeldungen großer europäischer Banken und wird vom EMMI veröffentlicht.

Wie unterscheidet sich der 6-Monats-Euribor vom 3-Monats-Euribor? Der 6-Monats-Wert bezieht sich auf eine längere Laufzeit und ist in der Regel höher als der 3-Monats-Euribor.

Was beeinflusst den Euribor 6 Monate? Entscheidend sind unter anderem die EZB-Leitzinsen, Inflationserwartungen und die Liquiditätslage am Interbankenmarkt.