Aus Google wird Alphabet: Diese Ankündigung machten die Gründer der Suchmaschine, Larry Page und Sergey Brin, am 10. August 2015 im offiziellen Google-Blog (googleblog.blogspot.de/2015/08/google-alphabet.html). In dem Schreiben weist Larry Page darauf hin, dass es sich bei Google nicht um ein herkömmliches Unternehmen handelt und dass die Eigentümer auch niemals die Absicht hatten, eine konventionelle Geschäftsführung auszuüben. Daher ist die Firma auch in Geschäftsbereichen tätig, die sich stark von der Goggle Suche unterscheiden und die Außenstehenden sogar seltsam vorkommen können.
Da sich diese Bereiche in den letzten Jahren gut entwickelt haben, beschlossen Larry Page und Sergey Brin die Gründung von Alphabet, um die einzelnen Interessengebiete klarer voneinander abzugrenzen. Larry Page wurde zum CEO von Alphabet ernannt und Sergey Brin ist als Präsident der Holding tätig. Die Suchmaschine Google erhielt ebenfalls einen neuen Chef, da Larry Page diese Position bisher innehatte. Die Internetseite von Alphabet ist unter https://abc.xyz/ zu finden.
Inhalt
Eine rasante Entwicklung
Die Idee für eine Suchmaschine kam den beiden Absolventen der amerikanischen Stanford University im Jahr 1996, nachdem sie sich ein Jahr zuvor an der Universität kennengelernt hatten. Zunächst entwickelten die beiden Studenten eine Suchmaschine mit dem Namen BackRub, die ein Jahr auf den Servern der Stanford-Universität lief, bis sie zu viel Bandbreite in Anspruch nahm. Daraufhin folgte am 15. September 1997 die Eintragung der Domain Google.com. Der Name leitet sich von dem mathematischen Begriff Googol ab, der für die Zahl 10100 steht. Am 4. September 1998 wurde das Unternehmen Google im kalifornischen Firmenregister eingetragen und damit offiziell gegründet und als Google Suche bekannt. In den folgenden Jahren wuchs Google zur größten Suchmaschine der Welt heran. Im August 2004 folgte der Börsengang mit 19.605.052 Stammaktien der KlasseA, die mit einem Eröffnungspreis von 85 USD je Aktie starteten.
Aus Google wird Alphabet
Die neue Holding Alphabet hat ihren Namen erhalten, weil der Begriff für eine Sammlung von Buchstaben steht, die eine der größten Erfindungen der Menschheit, die Sprache, repräsentieren. Das Alphabet ist auch das Kernstück, mit dem die Suche auf Google indexiert wird. Außerdem steht der griechische Buchstabe Alpha für eine Kennziffer im Investmentbanking. Mit Alpha bezeichnen Anleger eine Abweichung von Fondserträgen im Vergleich zu einer Benchmark, die sich der Fondsmanager gesetzt hat. Die Geschäftsführung von Alphabet versucht ebenfalls, ein positives Alpha und damit eine Kurssteigerung der Aktien zu erzielen.
Dabei weist Larry Page aber in seiner Pressemitteilung zur Gründung von Alphabet darauf hin, dass es sich bei der Holding nicht um eine große Marke handeln soll, unter deren Namen verschiedene Produkte auf den Markt gebracht werden. Stattdessen handelt es sich bei den Tochterunternehmen von Alphabet um unabhängige Firmen, die ihre eigenen Marken herausgeben. Im Quartalsbericht von Alphabet Inc. werden die Geschäftszahlen von Google separat von den gesammelten Zahlen der übrigen Tochterunternehmen veröffentlicht.
Umbenennung der Aktien
Nachdem Google im Jahr 2004 mit sogenannten A-Shares mit Stimmrechten an die Börse ging, folgten im Jahr 2014 C-Shares ohne Stimmrechte. Sämtliche Aktien in den Depots der Anleger wurden bis Ende 2015 in die gleiche Menge an Alphabet-Aktien umgewandelt, die dieselben Rechte beinhalteten wie die ursprünglichen Aktien. Die Google-Aktien erhielten die Kürzel GOOGL für die A-Shares und GOOG für die C-Shares. Diese Kürzel änderten sich nach der Umbenennung von Google in Alphabet nicht.
Die Tochterunternehmen von Alphabet
Das Unternehmen Alphabet Inc. als Oberbegriff für eine Ansammlung von unterschiedlichen Betrieben besteht aus folgenden Einzelfirmen:
Google (https://www.google.de)
Google X
Google Ventures (http://www.gv.com/)
Google Capital (http://www.googlecapital.com/)
Google Fiber (https://fiber.google.com)
Calico (http://www.calicolabs.com/)
Nest Labs Inc. (https://nest.com/)
Die Suchmaschine Google als Marktführer unter den Suchmaschinen aus aller Welt (http://de.statista.com/statistik/daten/studie/225953/umfrage/die-weltweit-meistgenutzten-suchmaschinen/) ist die größte Tochtergesellschaft von Alphabet. Es handelt sich um die verkleinerte Version der früheren Google Inc., aus der alle Geschäftsbereiche herausgezogen wurden, die sich nicht mit dem Kerngeschäft Internetprodukte beschäftigen. Neben der Suche nach Inhalten im Internet können die Nutzer weiterhin auf folgende Angebote zugreifen:
- Google Trends liefert Statistieken zu Suchanfragen
- Auf Google News gibt es die globalen Nachrichten
- Das Videoportal YouTube, auf dem die Nutzer Videoclips hochladen, ansehen und mit einer Bewertung versehen können
- Den Kartendienst Google Maps, mit dem Interessenten alle Orte der Welt online als Luftbild oder als Satellitenaufnahmen ansehen können
- den Webbrowser Google Chrome
- Android als Betriebssystem für Smartphones, Tablets und andere mobile Geräte
- verschiedene Apps
- Google AdSense für die Betreiber von Webseiten, um Werbeanzeigen auf ihrer Homepage zu platzieren und über die Klicks der Besucher Geld zu verdienen
- Google AdWords für Gewerbetreibende, um einen Platz für eine Werbeanzeige in den Suchergebnissen zu ersteigern
- Kostenlosen Speicherplatz gibt es auf Google Drive
Google X oder Moonshot
In dem Forschungslabor Google X ist vor allem der Mitbegründer von Google, Sergey Brin, aktiv. Aufgebaut wurde X, wie die Forschungsabteilung seit der Ausgliederung in die Alphabet Inc. genannt wird, von dem Solinger Informatiker Sebastian Thrun. Zu den Forschungsgebieten von X gehören die Entwicklung selbstfahrender Autos, die Datenbrille Google Glass, deren Vertrieb jedoch wieder eingestellt wurde sowie das Projekt Wing, das die Auslieferung von Paketen durch Drohnen beinhaltet.
Auch die Nutzung von Gasballons mit Relaisstationen, die über das Sonnenlicht betrieben werden und die sich in der Stratosphäre befinden, wird in Labor X erforscht. Mithilfe der Ballons sollen abgelegene Orte mit einem Internetzugang versehen werden. Unter dem Namen Google Brain versuchen die Mitarbeiter von X, Neurowissenschaft und Computertechnologie miteinander zu verbinden und so beispielsweise die Spracherkennung von Smartphones zu verbessern. Die Forscher von X sind auch im Gesundheitsbereich tätig. In der Abteilung Life Sciences, die nach der Gründung von Alphabet in Verily umbenannt wurde, wird zum Beispiel eine intelligente Kontaktlinse entwickelt, die den Blutzucker von Diabetikern misst (https://verily.com).
Ventures – GV
Google Ventures wurde inzwischen in GV umbenannt und erhielt ein neues Logo. Das Ziel des Unternehmens bleibt aber weiterhin die Förderung von Start-Ups, wobei auch zunehmend die europäische Gründerszene beachtet wird. Die finanziellen Mittel für die Unternehmensförderung werden von dem Wagniskapitalfonds Google Capital aufgebracht, der auch für die Unterstützung bereits bestehender Firmen gedacht ist. Die Mitarbeiter von Google Capital geben anderen Firmen Ratschläge und Hinweise, um das Unternehmenswachstum voranzubringen. Dazu erhalten die unterstützten Firmen Zugang zu dem Wissen und der Unternehmenskultur von Alphabet sowie eine Liste von Ratgebern, zu denen auch Führungskräfte von Alphabet und Google gehören.
Fiber
Unter dem Namen Google Fiber installiert Alphabet in ausgesuchten Städten der USA ein Glasfasernetz mit Hochgeschwindigkeit von bis zu 1000 Megabits, also einem Gigabit, pro Sekunde. Aus Kostengründen nutzt Google Fiber die bestehenden überirdischen Leitungen und bietet keine Telefonie über das Glasfasernetz an. Die Nutzer können sich jedoch entweder für ein reines Internetangebot entscheiden oder sie buchen die Option Kabel-TV dazu. Die benötigten Router und Set-Top-Boxen werden von den Mitarbeitern von Google Fiber selbst gebaut.
Das Unternehmen Calico beschäftigt sich mit Biotechnologie. Der Name ist eine Abkürzung von California Life Company. Im Zentrum der Untersuchungen befindet sich die Gentechnologie mit Schwerpunkt Alterung des Menschen und altersbedingte Krankheiten. Wie Larry Page selbst in einem offenen Brief aus dem Jahr 2013 sagte, sollen durch die Forschungsergebnisse von Calico Gesundheit, Langlebigkeit und Wohlbefinden der Menschen verbessert werden.
Zukunftsmarkt Internet der Dinge
Mit dem Kauf von Nest Labs Inc. überraschte Google im Januar 2014 die Finanzwelt. Doch ein Blick auf die intelligenten Thermostate erklärt, dass es sich um einen Zukunftsmarkt handelt, von dem sich die Eigentümer von Alphabet viel erhoffen. Nest Labs stellt Heizungsthermostate her, die lernfähig sind. Die Heizung in einem Gebäude wird danach reguliert, welche Temperatur im Außenbereich herrscht und wie viele Personen sich in dem Haus aufhalten. Die Geräte merken sich die Gewohnheiten der Nutzer und passen sich entsprechend an. Damit stellen die Thermostate ein sogenanntes Smart Applicance dar, das zum „Internet der Dinge“ gehört.
In dem Geschäftsfeld „Internet der Dinge“ versucht Alphabet über seine Tochterunternehmen, zum Marktführer zu werden. Das Internet er Zukunft wird nicht mehr über einen stationären PC bedient, sondern über Gegenstände, in die Computer im Miniaturformat eingebaut sind. Gleichzeitig sammeln die Gegenstände eine Vielzahl an Informationen über die Nutzer. Ein verzweigtes Unternehmen wie Alphabet könnte die gesammelten Daten zur Analyse seiner Kunden und damit für eine gezielte Werbung nutzen. Daher stehen Datenschützer dem „Internet der Dinge“ skeptisch gegenüber und drängen auf einem umfassenden Datenschutz.